Wie mähe ich die Wiese bunt? Tipps für Kommunen, Städte & Firmen

Ihr wollt Blühendes und mehr Insekten- und Pflanzenvielfalt auf kommunalen und städtischen Flächen? Oder auf dem eigenen Firmengelände? Hier kommen Tipps der Bunte-Wiese-Initiative Tübingen:

  • Eine Bunte Wiese kann wild aussehen  – manche Menschen empfinden das allerdings als „zu wild“. Eine gute Kommunikation im öffentlichen Raum ist das A&O und sollte euer Wiesenprojekt begleiten.
  • Ein gemähter „Akzeptanzstreifen“ von ein bis zwei Meter Breite rund um die Bunte Wiese zeigt, dass hier absichtsvoll verwildert wurde. Schilder, die zusätzlich die Intention und das Projekt erläutern, sind hilfreich und haben sich bewährt.
  • Die Wiese sollte nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Denn das Mähen schränkt die Artenvielfalt ein: Nur 10 Prozent aller 400 europäischen Wiesenpflanzenarten vertragen ein monatliches Mähen, nur 50 Prozent der Pflanzenarten überleben eine Mahd ein- bis zweimal im Jahr. 
  • Mähen bitte nicht vor Mitte Juni und am besten erst dann, wenn die Samen der Blühpflanzen ausgereift sind. Diese Samen kann man aus dem getrockneten Mahdgut ausschütteln und wieder auf die Fläche streuen. Das erhöht die Pflanzenvielfalt im kommenden Jahr. 
  • Wird die Mahd gehäckselt, werden die Insekten mitgeschreddert. Grasschnitt daher lieber am Stück trocknen lassen, sodass die Tiere herauskrabbeln können.  
  • Je nährstoffreicher der Boden, desto weniger Pflanzenvielfalt gibt es auf der Fläche. Darum die getrocknete Mahd am besten zeitnah abräumen, weil die Fläche durch die Mahd sonst gemulcht und damit gedüngt wird.

Je weniger Nährstoffe im Boden sind, desto mehr Blühendes kann wachsen. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC-BY-ND-NC
  • Mähen mit der traditionellen Hand-Sense ist sehr insektenfreundlich! Aber es erfordert Übung. Eine Akku-Sense mit Faden ist für kleine Flächen im eigenen Garten gut geignet. Für  große Flächen ist ein Balkenmäher empfehlenswert. Für Rotationsmähwerke wird gerade ein insektenfreundlicher Mähkopf getestet. Mehr Infos gibt es hier.
  • Die Mähbalken sollten auf 8 bis 10 Zentimetern Höhe die Wiese stehen lassen (das Erdgeschoß des Wiesengebäudes), damit die Wiese nach der Mahd nicht austrocknet.
  • Mindestens 10 Prozent der Fläche sollten ungemäht bleiben, um fliehenden Insekten einen Rückzugsort zu bieten. Am besten mosaikartig mähen und nicht alles zeitgleich abschneiden.
  • Je artenärmer und nährstoffreicher ein Rasenstück ist, desto mehr Zeit braucht es, um zu einer artenreichen Blumenwiese zu werden.
  • Gräser sind in Blühwiesen oft unbeliebt, dabei sind sie wichtige Lebensräume und Nahrungspflanzen für Insekten (Heuschrecken und Co.). Außerdem tragen sie als Taufänger zu einer hohen Luftfeuchtigkeit und einem guten Wiesen-Mikroklima bei. Eine Wiese ohne Gräser ist keine Wiese.
  • Insektenfreundliche Pflanzenarten? Hier kommen die Top-10-Empfehlungen der Bunten Wiese.
Top-10-Wiesenpflanzen für Wildbienen und Schwebfliegen, Grafik: Lisa Henres, Masterarbeit Universität Tübingen: Diversität und Abundanz blütenbesuchender Bienen und Schwebfliegen auf Projektflächen der „Blühenden Naturparke Baden-Württemberg“, 2022
  • Ist die Fläche stark vergrast, helfen Klappertopf und andere Grasparasiten-Arten. Hier braucht man etwas Geduld, dann wird sich der Erfolg einstellen.
  • Eine komplett neue Einsaat ist nur im Notfall sinnvoll. Dabei sind mehrjährige Blühmischungen aus heimischem Saatgut empfehlenswert. Sie sind an das lokale Klima angepasst (autochthones oder gebietseigenes Saatgut).
  • Gesäte oder gepflanzte Blühpflanzen sollten so ausgewählt werden, dass verschiedene Arten zu unterschiedlichen Zeitpunkten und insgesamt über die gesamte Vegetationsperiode hinweg blühen, um den Insekten den Sommer über Nektar und Pollen bieten zu können.
  • Insekten brauchen einen Platz zum Überwintern. Stauden und Gräser daher am besten den ganzen Winter über bis ins kommende Frühjahr stehen lassen.


Headerbild: Für manche Flächen sehr geeignet: Tierische Wiesenmäher. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC-BY-ND-NC

2 Antworten

  1. Gut geschrieben, klar verständlich und somit gut umsetzbar. Und manchmal braucht es auch etwas mehr an Jahre doch dafür kein Bodenabtrag.
    Die Frage ist jetzt nur noch was mache ich mit dem abgeräumten Schnittgut.

    1. Da gibts verschiedene Möglichkeiten: Futter für Rinder, Pferde, Schafe, Ziegen etc., kompostieren, Biogasanlage oder als Dünge-Mulch für den Gemüsegarten.

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