von Ilona Schrimpf und Alex Stadel
Die Natur ist voll von besonderen Tieren und tollen Pflanzen. Wir gehen zum Waldspaziergang und nehmen an Kräuterwanderungen teil. Doch warum beschäftigen wir uns mit Insekten? Insekten sind in ihrer Vielfalt, ihren Lebensweisen und Formen unschlagbar. Einmal in eine Blumenwiese gesetzt und wir können viele von ihnen entdecken und ihr Verhalten beobachten.
Hier der bunte Schmetterling, dort die fleißige Ameise und um die Ecke die Bienen mit ihren vollen Pollenhöschen. Damit das so bleibt, brauchen Insekten unsere Unterstützung. Wir möchten etwas dagegen tun, dass Insekten lautlos verschwinden. Unser Herz schlägt bereits für Insekten, und wir möchten weitere Herzen für Insekten gewinnen.
Wer jetzt denkt: Wieso denn Insekten? Schmetterlinge sind ja ganz schön und die Honigbiene ist ja ganz praktisch – aber die vielen anderen teils doch sehr lästigen Tiere, auf die könnte man doch verzichten. Aber…
…Blütenpflanzen sind auf die Bestäubung zahlreicher Insekten angewiesen. Nicht nur die Honigbiene sorgt dafür, dass wir Obst und Gemüse auf dem Tisch haben. Weitere Insekten, wie Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer, Wespen und Ameisen bestäuben genauso Blüten und sorgen für mehr als 30 Prozent unserer Nahrungsmittel. Ohne Insekten würde es fürchterlich stinken. Sie zersetzen Kot und Kadaver. Auch die Lästigsten unter den Insekten dienen zahlreichen anderen Tieren als Nahrung. Ohne Insekten geht es nicht!
Wir können Insekten auf unterschiedliche Art und Weise unterstützen. Dabei muss man nicht einmal einen eigenen Garten besitzen. Die beiden größten Bedrohungen für Insekten sind der Einsatz von Insektiziden und der Verlust der Lebensräume. Was wir essen und wie wir einkaufen hat hier einen großen Einfluss auf die Insektenwelt. Lebensmittel ohne Insektizide, Obst von heimischen Streuobstwiesen, Blumenerde ohne Torf sowie heimische Blumen und Pflanzen tragen zum Erhalt unserer Insektenwelt bei.
Wusstet ihr, dass auf der Erde mehr als eine Millionen Insektenarten leben? Alleine in Deutschland gibt es mehr als 30.000 Arten. Doch es werden immer weniger. Laut der Krefelder Studie hat die Insektenzahl in den letzten 30 Jahren um 75% abgenommen.
Was wir nicht sehen und nicht kennen, das vermissen wir auch nicht. Deswegen ist es wichtig Ochsenauge, Widderchen, Puppenräuber und viele weitere Insektenarten kennen zu lernen.
Denn was wir kennen, dafür können wir unser Herz öffnen und auch andere begeistern!
Insekten bestimmen mit Büchern, Bestimmungsschlüsseln und Bildern. Meist haben Käfer-, Bienen- und Schmetterlingsspezialist*innen ihre Artenkenntnis so erworben. Dieser Weg wird bei der Fülle der Insekten und den manchmal sehr versteckten Bestimmungsmerkmalen weiterhin sehr wichtig sein. Erfassungsmethoden mit Keschern, Malaisefallen und anderen Insektenfallen, bei denen die Tiere getötet werden, sollten jedoch auf Ausnahmen begrenzt sein.
Doch ohne die langfristige Erfassung der Insekten in ihrer Anzahl und Artenvielfalt werden keine glaubhaften Aussagen über das Insektensterben und die Veränderungen der Insektenfauna möglich sein.
Dazu ist immer ein Monitoring (Dauererfassung/-beobachtung) mit unterschiedlichen Methoden notwendig. Dieses Monitoring unterscheidet sich je nach Tierart und muss beispielsweise im Ablauf oder dem Beobachtungszeitpunkt standardisiert ablaufen. Einen einheitlichen Methodenleitfaden „Insektenmonitoring“ hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) herausgegeben.
Wir von KInsecta möchten dem Monitoring neue Impulse geben. Mit Hilfe verschiedener Sensoren möchten wir die Insekten zählen, fotografieren, die Flügelschlagfrequenz messen und weitere Daten, wie z.B. Temperatur, Windstärke und Sonneneinstrahlung, ermitteln. Spannend ist zu beobachten, wie und welche Insekten sich so erfassen lassen. Diese Daten werden zu Beginn von uns und später von allen, die mitmachen möchten, gesammelt. Doch Insekten verhalten sich sehr unterschiedlich. Während zum Beispiel die einen gerne zum Licht fliegen, mögen andere gerne Schatten. Hier sind noch zahlreiche Beobachtungen zum Insektenverhalten in der Falle und im Sensor nötig, um einschätzen zu können welche Insekten überhaupt unser Fallen- und Sensordesign „durchlaufen“ werden. Sind einige vielleicht einfach zu groß oder andere viel zu winzig? Welche Insekten sind so relevant, dass wir sie auf jeden Fall zählen und auch bestimmen sollten? Hier gibt es noch viele offene Fragen, die wir bearbeiten möchten
Wirklich spannend wird es dann, wenn die gesammelten Daten mit Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) verarbeitet werden. Schaffen wir es Algorithmen zu entwickeln, um mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen zu können, welches Insekt durch die Sensorik erfasst wurde? Dazu muss übrigens zunächst für viele Sensormessungen die Insektenart zuverlässig „von Hand“ bestimmt werden, um mit diesen Trainingsdaten die Lernalgorithmen zu füttern.
Viele Menschen an unterschiedlichen Orten, die sich für Insekten, Sensorik und KI begeistern. Sensoren, die in ihrer Kombination viele Merkmale und Besonderheiten der einzelnen Insektenarten erfassen können. Insekten, die sich in ihrer Vielfalt und mit ihren Besonderheiten erfassen lassen. Die richtigen Messdaten und viele Helfer, damit das maschinelle Lernen gelingt. Damit hoffen wir unser Ziel zu erreichen.
Möchtest du gemeinsam mit uns das Insektenverhalten beim Erfassen erkunden, Daten mit den verschiedenen Sensoren sammeln, oder einfach mehr zu Insekten erfahren? Dann schreibe uns doch gerne oder besuche unser Krabbeltierhaus am Umweltbildungszentrum Listhof in Reutlingen.
Wir freuen uns auf gemeinsames Forschen.
Interessierte können uns über info@kinsecta.org erreichen.