KInsecta https://kinsecta.org Insekten zählen und erkennen Thu, 01 Sep 2022 12:13:21 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 https://kinsecta.org/wp-content/uploads/2021/04/cropped-favicon-32x32.png KInsecta https://kinsecta.org 32 32 Das große Summen auf den Gräbern https://kinsecta.org/2022/08/31/das-grosse-summen-auf-den-graebern/ https://kinsecta.org/2022/08/31/das-grosse-summen-auf-den-graebern/#respond Wed, 31 Aug 2022 19:10:54 +0000 https://kinsecta.org/?p=4749 In Großstädten halten sich Wildbienen besonders gerne auf dem Friedhof auf. Welche Plätze lieben sie besonders? Die Biologin Bärbel Pachinger und ihr Team hat vier Wiener Friedhöfe genauer untersucht und dabei Überraschendes festgestellt.  

Wien als Wildbienen-Hotspot

Die Großstadt Wien ist ein Wildbienen-Magnet, ein Hotspot in Mitteleuropa. Denn das Klima in dieser Großstadt ist besonders: das kühlere Alpenklima trifft hier auf das wärmere Klima der pannonischen Tiefebene. Dadurch tummeln sich nicht nur nördliche Wildbienenarten, sondern auch wärmeliebende Spezies aus dem Süden in der Stadt. Ganze 477 Arten soll es in Wien insgesamt geben.

Die Tiere sind besonders gerne auf Friedhöfen unterwegs. Hier suchen sie nach dem besten Ort zum Nisten. Manche graben Gänge für den Nestbau in den Boden, andere nagen in abgestorbenen Pflanzenstängeln oder nutzen kleine Hohlräume in der Friedhofmauer. Doch genauso, wie sie einen Nistplatz suchen, suchen sie auf dem Friedhof auch nach Fressbarem: Pollen oder Nektar brauchen sie – und manchmal auch etwas Öl.

Bärbel Pachinger ist Wildbienenexpertin. Sie möchte herauszufinden, wo die Wildbienen leben und auf welchen Flächen die Tiere sich am liebsten tummeln. Sind die Gräber attraktiv, oder sind Büsche, Hecken und andere Areale für die Brummer interessanter?

Wien hat 55 Friedhöfe, die rund eineinhalb Prozent der städtischen Gesamtfläche bedecken. Das klingt wenig, doch zusammengenommen sind die Flächen immerhin fünf Quadratkilometer groß. Aus diesen Flächen hat Bärbel Pachinger vier Friedhöfe ausgewählt und zusammen mit Studierenden der Universität für Bodenkultur (BOKU) einen Sommer lang untersucht.

Der beste Friedhof für Wildbienen

Der Ottakringer Friedhof ist der größte unter den vieren. Doch nur weil er viel Fläche zu bieten hat, kommen nicht automatisch auch viele Wildbienen zu Besuch. Im Gegenteil: Nur 47 von insgesamt 96 Wildbienenarten konnten die Forschenden hier zählen.

Das liegt zum einen an den Gräbern selbst. „Es macht einen Riesenunterschied, ob eine Grabfläche von einer Steinplatte versiegelt wird oder ob dort Pflanzen wachsen, mit denen Wildbienen etwas anfangen können. Man kann da sehr viel Gutes tun, aber auch viel verkehrt machen“, sagt die Biologin. Mit verkehrt meint Bärbel Pachinger: Pflanzen mit gefüllten Blüten kaufen, die keinen Pollen mehr haben. Denn Wildbienen werden davon nicht satt, sie suchen einheimische Blütenpflanzen. Und die finden sie auf den Gräbern, um die sich die Hinterbliebenen nicht mehr kümmern. Dort gab es genau den „Wildwuchs“, den Wildbienen so ungemein mögen.

Zum anderen liegt die „Wildbienenabstinenz“ daran, dass die Grünflächen auf manchen Friedhöfen recht häufig komplett gemäht und damit das Bienenfutter auf einen Schlag vernichtet wird.

Gräber kann man bienenfreundlich gestalten – oder auch nicht. Foto: Bärbel Pachinger

Drei Friedhöfe sind beliebter

Die anderen Friedhöfe waren bei Wildbienen beliebter: Der Hernalser Friedhof etwa wurde auf einem ehemaligen Weinbauhang angelegt. Dadurch gibt es viele, teils steile Böschungen, die selten gemäht werden, und es gibt freie Erdflächen und Totholz. Dementsprechend wurden 59 Wildbienenarten gezählt, was diesem Friedhof den zweiten Platz im Artenranking einräumt. Der Döblinger Friedhof hat sogar noch eine Art mehr zu bieten und liegt mit 60 Arten auf Platz eins. Er hat viele vernachlässigte oder aufgelassene Gräber, auf dem wilde Pflanzen wuchern können.

Der mit Abstand kleinste der untersuchten Friedhöfe ist der Heiligenstädter Friedhof, der von Weingärten und locker bebautem Wohngebiet umgeben ist. Der gute Einfluss der zersiedelten Umgebung scheint sich allerdings nicht sonderlich auf die Artenzahl auszuwirken, denn das Team fand dort nur 55 Arten, was dem Friedhof den dritten Platz einräumt.

„Es gibt viele Faktoren, die eine Rolle spielen“ sagt Bärbel Pachinger. „Auch Wege sind wichtig: wenn die asphaltiert sind, sind sie für Wildbienen wertlos. Kleine Trampelpfade sind dagegen ideal, weil die Bienen dort auch im Boden nisten können.“ Friedhöfe stellen ein großes Potential als Lebensraum für Wildbienen dar. „Darum müssen wir die Flächen in Zukunft noch besser gestalten“, sagt Bärbel Pachinger.

Je wilder, desto besser

Nicht nur die Friedhöfe an sich sind unterschiedlich, auch die einzelnen Flächentypen sind es. Welche sind für Wildbienen am attraktivsten? „Ich bin davon ausgegangen, dass wir an den Rändern der Wiesen oder auf den bepflanzten Gräbern am meisten Tiere finden werden.“  Weil diese Gräber auf den ersten Blick eine große Blütenvielfalt bieten. Doch das Ergebnis war ein anderes: Gerade die vernachlässigten, verwilderten Gräber waren attraktiv: Hier konnten die Forschenden am meisten Individuen und am meisten Arten zu finden. Hauptsächlich deshalb, weil im Laufe der Zeit dort eine wiesenähnliche Struktur mit einheimischen Blühpflanzen entstanden war. Außerdem stellte sich heraus, dass es sehr viele ungenutzte Gräber gibt.

Zottelbiene im Habichtskraut. Foto: gebohne, CC BY-SA 2.0

Die Spezialisten fördern

Für die Förderung der Wildbienen gibt nicht das eine gültige Patentrezept – dafür sind die einzelnen Arten mit ihren speziellen Nahrungsvorlieben zu unterschiedlich. Immerhin fliegen über die Hälfte der gefundenen Arten nahezu alle Pflanzenarten an, sie sind Generalisten. Um die muss sich Bärbel Pachinger keine Sorgen machen. Schwieriger ist es mit dem Spezialisten, die ein fünftel aller gefundenen Arten ausmachen und die Pollen einer einzigen Pflanzenfamilie einsammeln. Sie muß man gezielt unterstützen.

Es sind Arten wie die Gekerbte Löcherbiene (Osmia crenulatus) oder die Kleine Zottelbiene (Panurgus calcaratus), die nur auf Korbblütler fliegen, also Pflanzen wie Disteln oder Löwenzahn. Oder Arten wie die Rotklee-Sandbiene (Andrena labialis) die wiederum nur Pollen von Schmetterlingsblütlern einsammelt. Dazu gehören Kleesorten, aber auch Wicken oder Luzernen. Diese Pflanzenfamilien gab es auf den verwilderten Gräbern und an Böschungen.

Gräber und Gesamtkonzept

Sollte man diese Pflanzenfamilien gezielt anpflanzen? Oder brauchen wir auf Friedhöfen vielmehr Bereiche, wo wir nicht eingreifen und die wir sich selbst überlassen? „Man kann den eigenen Gestaltungswillen auf dem Familiengrab und die Bedürfnisse der Wildbienen durchaus miteinander in Einklang bringen“, sagt die Biologin. Optimal wäre, die eigene Grabfläche mit wildbienenfreundlichen Pflanzen zu gestalten und das wilde Wuchern am Nachbargrab zuzulassen. „Das sollten wir nicht als unnütze Fläche sehen, sondern als Lebensraum für Blütenbesucher.“

Und die Friedhofsgärtnerei? Könnte sich um das Gesamtkonzept kümmern: Dass immer irgendwo etwas blüht, das ganze Jahr über, vom Frühblüher wie der Salweide bis zum Efeu im Herbst. Denn unterschiedliche Wildbienenarten kommen zu unterschiedlichen Zeiten.

Ende April wurden insbesondere auf dem Hernalser und Döblinger Friedhof die ersten Schmalbienen entdeckt. Die dunkel gefärbten Weibchen hatten in kleinen Erdhöhlen überwintert und dort verzweigte, mehrstöckige Kammern angelegt, die jedes Jahr erweitert werden. Wie bei Honigbienen gibt es auch hier eine Königin, die insgesamt bis zu 1500 Eier legen kann. So kann diese Schmalbienenart ihre Population über mehrere Jahre hinweg langsam aufbauen. Zudem ist sie nicht wählerisch, was das Futter angeht, was ihr Vorteile verschafft gegenüber spezialisierteren Arten. In Deutschland sind die wärmeliebenden Schmalbienen eher selten – noch.  

Im Mai kamen dann die Sandbienen, besonders die Donau-Sandbiene (Andrena danuvia) und die Art Andrena taraxaci, die in Deutschland als „sehr selten“ gelistet ist. Im Juni konnten insgesamt nur wenige Wildbienen beobachtet werden. Der Grund dafür könnte sein, dass zu diesem Zeitpunkt viele Flächen gleichzeitig gemäht wurden. Hätte man zeitlich versetzt gemäht, wäre der Rückgang der Tiere sicher nicht so drastisch gewesen. Großflächige Pflegeeingriffe sollte in Zukunft vermieden werden, schreibt Bärbel Pachinger als Konsequenz in ihrer Studie. 

„Friedhöfe haben das Potential, Wildbienen zu fördern.“ sagt die Biologin. Doch in Wien hat ihre Studie bisher noch keinen größeren Wandel bewirkt. „Der Wiener Zentralfriedhof hat mittlerweile einen Bienengarten angelegt, das ist mal ein Anfang. Aber auf den anderen Wiener Friedhöfen gibt es – nach wie vor – viel Luft nach oben.“

Hast Du selbst auch schon mal Wildbienen auf dem Friedhof entdeckt? Schreib uns – hier, bei Twitter oder Instagram!

Öfter mal einfach wachsen lassen… Foto: Bärbel Pachinger

Headerfoto: Schmalbiene by PJT56, CC BY-SA 4.0

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Überleben auf dem Friedhof https://kinsecta.org/2022/08/15/ueberleben-auf-dem-friedhof/ https://kinsecta.org/2022/08/15/ueberleben-auf-dem-friedhof/#respond Mon, 15 Aug 2022 10:56:52 +0000 https://kinsecta.org/?p=4633 Friedhöfe sind Rückzugsorte für Insekten in der Stadt. Hier finden die Tiere Futter und Plätze zum Nisten. Leider gibt es nur wenige Studien, die die Insektenvielfalt auf Friedhöfen genauer untersuchen. Darum habe ich mir zwei Areale angeschaut und ein Projekt entdeckt, das Friedhöfe für Insekten noch lebenswerter machen will.

Auf dem Hoppenlau-Friedhof in Stuttgart

Wenn ich im Hochsommer in Stuttgart bin, möchte ich am liebsten wieder weg. Zwischen Betonplatten und Asphalt wird es unangenehm heiß. Kühlere Orte findet man im Stuttgarter Talkessel selten – es sei denn, man entdeckt den Hoppenlau-Friedhof. Seine zahlreichen großen Bäume machen diesen fast 400 Jahre alten Friedhof zu einem angenehm schattigen Ort, an dem es sich aushalten läßt.

Auch Insekten kennen diesen Zufluchtsort: Ungestört besiedeln sie alte Eiben, Ahornbäume, Buchen und Kiefern, von denen manche bis zu 200 Jahre alt. Als ich an einem heißen Sommertag den Hoppenlau besuche und mir die Bäume genauer anschaue, kann ich zahlreiche Baumhöhlen erkennen. Gerade holzbewohnende Käfer lieben sie. Darum ist es sehr wahrscheinlich, dass ich hier Arten wie den seltenen Juchtenkäfer finden könnte. Wegen ihm wurde der Bau des neuen Bahnhofs Stuttgart 21 damals unterbrochen, als er in Baumhöhlen im Schlossgarten gefunden wurde.  

Juchtenkäfer und Feuerwanzen

Um ihn zu entdecken, müsste ich einen der Stämme hinaufklettern und im Inneren einer Baumhöhle in einer dicken Mulmschicht aus zersetztem Holz nach ihm suchen. Da der Juchtenkäfer eine in Europa streng geschützte Art ist, ginge das nur mit einer Genehmigung.

Ich bleibe lieber am Boden. An einem sandigen Grabstein entdecke ich etwas, das zunächst aussieht wie ein Wimmelbild: Leuchtend schwarz-rote Feuerwanzen bewegen sich langsam hin und her, wie in Zeitlupe. Sie haben sich zu einem großen Pulk zusammengerottet und sonnen sich auf den steinernen Gräbern. Kleine Wanzen, Kinder sozusagen (Nymphen) leben hier zusammen mit erwachsenen Tieren. Die verschiedenen Entwicklungsstadien haben unterschiedliche Muster, aber alle tragen die typischen Farben der Feuerwanzen.

Feuerwanzen sind gerne im Pulk unterwegs. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC BY-NC-ND

Seidenbienen am Efeu

Ob ich noch weitere Tiere entdecke? Vielleicht sogar welche, die seltener sind als die häufig vorkommenden Feuerwanzen? Ich streife an der Friedhofsmauer entlang, die das Areal umgrenzt. Die Sandstein-Mauer ist verputzt – für Spinnen und Co. nicht optimal, so gibt es weniger Lücken und Löcher als mögliche Behausung. Auch das rankende Efeu wurde kurz geschnitten. Schade, denn Efeu ist eine wertvolle Insektennahrung, weil die Pflanze als „Herbstweide“ bis in den Oktober blüht. 

Und wo Efeu ist, könnte ich die Efeu-Seidenbiene finden. Sie hat es auf den Pollen abgesehen, mit dem sie im Herbst ihren Larven füttert. Der Wildbienenexperte Paul Westrich hat diese Seidenbienenart auf Friedhöfen, aber auch schon in Sandkästen von Kindergärten brüten sehen. Sie mag Gärten, Parks und Friedhöfe besonders dann, wenn fluffige Bodenstellen oder Lösswände für den Nestbau zu finden sind.

Schwebfliege mit guter Mimikry

Als ich gerade weitergehen möchte, entdecke ich noch ein Fluginsekt: der Körper dunkelgelb und hellbraun gebändert, die Farben an eine Hornisse erinnernd. Der Körper ist allerdings kleiner und nicht so zigarrenähnlich. Riesige, rostrote Augen hat das Tier und einen ganz markanten Flugstil: Erst schwebt es eine Weile still auf einer Stelle und schlägt dabei mit den Flügeln wie ein Kolibiri, dann fliegt es plötzlich zackig weg. Mir gelingt gerade noch ein Foto, mit dem ich den Brummer später als Hornissen-Schwebfliege identifizieren kann.

Das Tier hat die perfekte Tarnung: Mit diesen Farben könnte man die Fliege, wenn sie ruhig auf einem Blatt sitzt, glatt für eine Hornisse halten. Das ist ihr Trick – verschafft es ihr doch einen exklusiven Zugang zu Hornissennestern, in die sie ihre Eier legt. Wie es die Schwebfliege schafft, dass die Hornissen sie nicht gleich angreifen und töten, ist nach wie vor unklar. Ob sie einen speziellen Duftstoff entwickelt hat, mit denen sie die Hornissen beschwichtigen kann?

Jedenfalls habe ich den Eindruck: Der Hoppenlau lebt. Insekten sind hier durchaus zu finden, und zwar eher in den nicht so aufgeräumten Randbereichen. Auf dem kurzgemähten Rasen neben den Wegen finde ich hingegen wenig. Kein Wunder, es blüht ja auch nichts. Ob es eine Studie gibt, der den Insektenbestand auf Friedhöfen genauer untersucht hat?

Bergfriedhof Tübingen. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC BY-NC-ND

Der Bergfriedhof in Tübingen

Eine aktuelle Studie über den Bergfriedhof Tübingen gibt es von Lennart Bruchhof. 2020 untersuchte der Biologiestudent das Gelände im Rahmen seiner Bachelorarbeit an der Tübinger Uni. Er hatte sich das Areal auch deswegen ausgesucht, weil die Friedhofsverwaltung sich schon 2003 verpflichtet hatte, den Bergfriedhof als wichtigen Rückzugsort für gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und gemäß einer EMAS-Zertifizierung naturnah zu pflegen. Welche Insekten könnten dort leben?

Lennart Bruchhof vermutete eine große Insektenvielfalt, mit holzliebenden Käferarten wie dem Bock- oder Hirschkäfer. Die Tiere könnten sogar eher auf dem Friedhof vorkommen als im angrenzenden Waldgebiet, weil die Bäume auf dem Friedhofsareal viel länger leben dürfen, während sie im Wirtschaftswald oft zu früh gefällt werden – zu früh, um holzliebenden Käfern einen guten Lebensraum zu bieten.

Wespenspinne und Bläuling

An einem heißen Sommertag – es ist fast Abend – schaue ich mir den Friedhof genauer an. Gleich linkerhand gibt es eine „Bunte Wiese“, leider kurz zuvor gemäht. Zwischen den Stoppeln krabbelt  eine Wespenspinne. Auch sie ahmt das Warnkleid der Wespe nach, um sich von Feinden zu schützen. Mit den kurzen Halmen scheint sie klarzukommen; für viele andere Arten ist es vermutlich gerade zu heiß und zu trocken dort.

Auf dem Weg vor der Trauerhalle hat die Friedhofsgärtnerei ein großes Beet angelegt, die üppigen Lavendelbüsche sind aber bereits verblüht. Auf einem Halm entdecke ich einen Bläuling. Der Tagfalter wärmt sich an den letzten Sonnenstrahlen und lässt sich in Ruhe fotografieren.

Lennart Bruchhof fand natürlich mehr. Nachdem er zunächst die Pflanzenarten erfasst hatte, streifte er mit einem Käscher an den Hecken entlang und über die „Bunte Wiese“, um Hummeln und Tagfalter –  zwei der wichtigsten Bestäubergruppen – zu bestimmen. Die meisten Hummelarten (sieben von 29 in Baden-Württemberg lebenden Arten) fand er allerdings nicht in der Wiese, sondern am buschigen Lavendel. Auf der „Bunten Wiese“ fand er vierzehn Schmetterlingsarten – das sind rund zehn Prozent aller Arten, die es in Baden-Württemberg gibt. Falter wie das Große Ochsenauge, der Schachbrettfalter oder das Kleine Wiesenvögelchen waren dabei häufig, Bläulinge und Weißlinge gingen ihm seltener ins Netz. Im Bodenbereich der Hecken und im Waldareal des Friedhofs stellte der angehende Biologe Bodenfallen auf. Dreizehn Laufkäfer- und zehn Ameisenarten zählte er.

Bläuling auf Lavendel. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC BY-NC-ND

Wie der Bergfriedhof noch insektenfreundlicher werden könnte 

Aus den gefundenen Arten leitete Lennart Bruchhof Vorschläge ab, wie der Bergfriedhof noch insektenreicher werden könnte. Hummeln und Heuschrecken würden profitieren, wenn möglichst viele der kurzstoppeligen Rasenflächen zu einer „Bunten Wiese“ umgewandelt würden, bepflanzt mit regionalen Blühern. Statt Pelargonien, Stiefmütterchen oder immergrünen Bodendeckern, die viele Gräber zieren – vermutlich, weil sie praktisch und pflegeleicht sind.

Gerade für Wildbienen, unter denen es einige Nahrungsspezialisten gibt, wären mehr heimische Pflanzen eine sehr wichtige Maßnahme. Denn jede einheimische Art versorgt durchschnittlich zehn Insektenarten mit Pollen oder Nektar. Besonders die Flocken- und die Acker-Witwenblume (Knautie) sind bei bestäubenden Insekten sehr beliebt, während die Züchtungen aus der Gärtnerei ihnen wenig bis gar nichts bringen.

Freiwerdende Gräber nutzen

Auf einer Online-Tagung höre ich von einem neuen BUND-Projekt. Auch hier wird diskutiert, dass Erdgräber immer weniger genutzt und dadurch mehr Grün- und Grabflächen frei werden könnten. Der BUND Baden-Württemberg (Bund für Umwelt und Naturschutz) hat deshalb das Projekt „Insektenfreundlicher Friedhof“ gestartet.

Auf vier Modell-Friedhöfen in Singen, Heidelberg, Stuttgart und Biberach sollen mit Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg biodiversitätsfördernde Maßnahmen getestet werden. Zum einen werden Mustergräber mit heimischen Pflanzenarten angelegt, zum anderen werden monotone Rasenflächen in vielfältige Blühwiesen umgewandelt. Dazu verwendet das Projekt regionale, mehrjährige Saatmischungen.

Pflanzenfamilien kombinieren

Damit Insekten die ganze Saison über mit Nahrung versorgt sind, werden früh- und spätblühende Arten miteinander kombiniert. Außerdem sollen verschiedene Pflanzenfamilien (beispielsweise Kreuzblütler oder Doldenblütler) wachsen. Weil Blütenpflanzen sich im Laufe der Evolution gemeinschaftlich mit ihren Bestäubern entwickelt haben (Ko-Evolution), gibt es heute Insektenarten mit den verschiedensten Mundwerkzeugen und die dazu passenden Blütenformen.

Wildbienen mit einem kurzen Rüssel fliegen beispielsweise Taubnesseln, Natternkopf oder Glockenblumen an, Tagfalter mit ihrem langen Rüssel saugen Nektar aus tiefen, langen Blütenröhren, den sie beim Rotklee oder in der Flockenblumenblüte finden. Käfer wiederum fressen Pollen und brauchen leicht zugängliche Doldenblütler wie die Wilde Möhre.

Zum Mitmachen animieren

Um herauszufinden, welche Maßnahmen sich für welche Insekten besonders gut eignen, möchte das BUND-Projekt auf den Versuchsflächen die Wildbienen- und Schmetterlingsarten erfassen. Letztendlich ist es aber weniger ein Forschungs- als vielmehr ein Bildungsprojekt, bei dem man Friedhofsgärtner*innen und Besucher*innen motivieren möchte, das Gelernte auf den Grabflächen oder im eigenen Garten selbst anzuwenden.

Welcher Friedhof in Deutschland hat die meisten Insekten? Eine solche Studie gibt es bislang nicht. Es gibt aber eine Vergleichsstudie aus Wien, die das Artenspektrum und die Anzahl der Wildbienen auf Wiener Friedhöfen untersucht hat. Die fasse ich für Euch demnächst hier in Blog zusammen.

Welche Insekten habt Ihr auf den Friedhöfen in Eurer Umgebung entdeckt? Ich freue mich auf Euren Kommentar. Hier, bei Twitter oder Instagram!

Arbeitseinsatz für das BUND-BW-Projekt „Insektenfreundlicher Friedhof“. Foto: Melanie Marquardt, BUND BW e.V.

Headerfoto: Bergfriedhof Tübingen. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC BY-NC-ND

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Vom Einheitsgrün zur „Bunten Wiese“ https://kinsecta.org/2022/07/19/vom-einheitsgruen-zur-bunten-wiese/ https://kinsecta.org/2022/07/19/vom-einheitsgruen-zur-bunten-wiese/#respond Tue, 19 Jul 2022 16:07:04 +0000 https://kinsecta.org/?p=4341 Wiesen gehören zu den artenreichsten Ökosystemen in Mitteleuropa. In unseren Dörfern und Städten sind sie allerdings die Ausnahme, dort finden wir vor allem ökologisch totes Grün. Der Biologe Oliver Betz will das ändern. 2010 startet er die Hochschul-Initiative „Bunte Wiese Tübingen“, die dem Einheitsrasen um uns herum neues Leben einhauchen will.

Kurzgeschoren

Schon im März fing es an. Oliver Betz hörte das dumpfe Brummen und wusste: Sie sind wieder da. Regelmäßig zogen die Gärtner mit den Aufsitzrasenmähern ihre Schleifen, verwandelten die Grünfläche unter seinem Bürofenster in etwas Kurzgeschorenes. Und sobald sich die kleinste Blüte zeigte, ging es wieder los. Bis Oliver Betz, Insektenforscher und Evolutionsbiologe an der Uni Tübingen, eines Tages zum Telefonhörer griff.

Am anderen Ende: Michael Koltzenburg aus dem Fachbereich Botanik. Dem erzählte der Forscher von seiner Idee, aus den kahlen Flächen rund um den Tübinger Uni-Campus artenreiche Wiesen zu machen. Pflanzenkenner Koltzenburg war begeistert und schlug vor, die Flächen der gesamten Stadt mit einzubeziehen. Und so entstand 2010 die Hochschul-Initiative Bunte Wiese Tübingen, die dem grünen Einheitsrasen Paroli bieten will.

Zum Start erst mal nichts tun

Seitdem zieht die Idee weite Kreise: In Landau, Stuttgart, Würzburg und in einigen weiteren Städten haben sich Bunte-Wiese-Partnerinitiativen gebildet, etliche Bachelor- und Masterarbeiten sind entstanden, Wiesenpatenschaften gibt es und die Initiative Bunte Wiese Tübingen wurde mit mehreren Umweltpreisen ausgezeichnet.

Es ist Juni, als mir Oliver Betz die Wiese zeigt, mit der alles begann: „Damals haben wir gesagt: Wir machen erst mal nichts. Denn aus dem Samen, der sowieso schon in der Erde ist oder von außen angeflogen kommt, wächst ja auch etwas.“ Der Biologe wollte die Fläche nicht roden, sondern mit den vorhanden Tier- und Pflanzengemeinschaften starten, denn die hatten sich bereits an das lokale Kleinklima angepasst. Allerdings gab zu viele Gräser und zu wenig Nektar- und Pollen-Nahrung für Insekten. Darum starteten Oliver Betz und Michael Koltzenburg mit einem Trick.

Parasiten als Helfer

„Sehen sie den Klappertopf?“ Der Biologe zeigt auf eine Pflanze mit zitronengelben Blüten, die an manchen Stellen geballt zwischen den Gräsern wächst. Sie ist verwandt mit Pflanzen, die ähnlich poetische Namen tragen: Läusekraut, Wachtelweizen, Augen- oder Zahntrost etwa. Der Große Klappertopf war Blume des Jahres 2005, in Süddeutschland ist er selten geworden. Als Halbparasit zapft er die Gräser in seiner Nachbarschaft an und saugt ihnen Nährstoffe aus dem Saft. Will man mehr Blühendes im Garten, braucht man ein paar Klappertopfsamen, die man großzügig über die Rasenfläche streut – und ein klein wenig Geduld. „Es hat ein paar Jahre gedauert, aber mit dem Klappertopf haben wir das Gras zurückgedrängt.“

Wir gehen weiter, vorbei am „Akzeptanzstreifen“, den Oliver Betz auch gerne „Gute-Laune-Streifen“ nennt. Er entsteht, wenn man einen äußeren, etwa einen Meter breiten Rand der Wiese regelmäßig stoppelkurz mäht. „Der hat sich insbesondere bei kommunalen Flächen sehr bewährt“ sagt Oliver Betz. „Weil er den Bürgersteig von den Bunte-Wiese-Flächen visuell abtrennt, kann er Vorbeiflanierenden zeigen: Seht her, auch wenn es dahinter wild aussieht – wir haben uns was dabei gedacht. Wenn wir das nicht machen, hagelt es garantiert Beschwerdeanrufe.“

Klappertöpfe saugen an den Wurzeln benachbarter Gräser und schwächen diese. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC-BY-C 0

Die Wiese – ein kühlendes Haus

Wir gehen vorsichtig in die Wiesenfläche hinein und schauen, was momentan gerade wächst. Dabei sind Gräser ebenso elementar wie Blühpflanzen, denn eine Wiese ohne Gräser sei keine Wiese, sagt der Biologe. „Hier der Glatthafer – die Gräser bilden das oberste Stockwerk. In der Mitte sind die ganzen Blühpflanzen. Und wenn ich hier zwischen die Pflanzen gucke, gibt es am Boden kriechende Arten und sogar Moos. Das ist das kühle Erdgeschoß, hier hält sich die Feuchtigkeit auch im Hochsommer sehr gut. Eine Wiese ist wie ein Haus, das aus mehreren Stockwerken besteht.“

Im Sommer – wenn es heiß ist – verdunsten Insekten viel Wasser. Sie setzen sich dann ins Feuchte und nehmen den Wasserdampf aus der Umgebung auf. Haben sie genug Wasser getankt, krabbeln oder fliegen sie nach oben auf die sonnigen, warmen Gräserspitzen und Blüten, um sich zu trocknen. Wenn es ihnen nach einer Weile dann zu trocken wird, gehen sie ein Stockwerk tiefer. So bewegen sie sich im Wiesengebäude zwischen kühlen und heißen Zonen, trockenen und feuchten Arealen, und Plätzen mit Licht und Schatten hin und her. Insekten, die im Offenland leben, sind auf solche Strukturen angewiesen: Nur so können sie ihre Körpertemperatur regulieren. „Wenn wir alles heruntermähen, gibt es diese Struktur nicht mehr und das untere Stockwerk trocknet aus. Da gibt es für Insekten keine Möglichkeit zu überleben.“

Oliver Betz prüft die Artenvielfalt einer „Bunten Wiese“ am Campus Morgenstelle/Uni Tübingen. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC-BY-ND-NC

Den Winter überstehen

Auch außerhalb der heißen Jahreszeit ist die Wiese ein wichtiger Lebensraum: „Viele Insekten überwintern in den Gräsern“ sagt Oliver Betz. „Wenn wir an die Stelle schauen, wo beim Grasstängel das Blatt ansetzt, finden wir dort Eier von Faltern. Selbst ein trockener Grashalm ist eine wichtige Überwinterungsstruktur für die Tiere. Andere Insekten oder Eier sitzen in hohlen Pflanzenstengeln oder trockenen Blütenköpfen.“ Der Schwalbenschwanz macht es so: seine Schmetterlingspuppe heftet sich an den Stängel der Wilden Möhre, einer häufigen Wiesenpflanze, und überwintert dort.

Aber irgendwann muss man doch auch mal mähen? Oliver Betz hat einen Tipp: Wer vor dem Winter seine Gartenstauden entfernen möchte, kann sie schneiden und entweder locker auf den Kompost legen oder senkrecht in einen Eimer stellen, damit die Larven im nächsten Frühling schlüpfen können. Außerdem sollte man auf der eigenen Rasenfläche immer zehn Prozent der Fläche ungemäht lassen, als Rückzugsort für die Tiere.

Nicht nur die Insekten leiden, auch die Pflanzenvielfalt wird durch das Mähen dezimiert: Etwa 400 Wiesenpflanzenarten gibt es in Mitteleuropa, davon sind nur zehn Prozent so tolerant, dass sie einen intensiven Schnitt vertragen können. Regelmäßiges Mähen schränkt also das Artenspektrum ein und gefährdet die davon abhängenden Tierarten. „Das sieht man ja ganz deutlich an den englischen Rasen, da wächst ja eigentlich gar nix mehr. Vielleicht noch das Gänseblümchen, aber selbst das wird oft nicht geduldet. Das hat nichts mit Naturflächen zu tun.“ Im Vergleich dazu ist die Bunte Wiese, in der wir stehen, optimal: Gerade blühen Zaun-Wicke und Wiesen-Platterbse, Rotklee und Labkraut. Ein Falter flattert vorbei. „Ha, das war ein Großes Ochsenauge!“

Von einer einzigen Pflanze gehen ganze Netzwerke aus

Eine Bunte Wiese entsteht nicht auf die Schnelle. Man braucht Geduld und muss beobachten, was wächst. Können Blühwiesensamen aus dem Baumarkt den Prozess etwas beschleunigen? „Das würde ich nicht empfehlen,“ sagt Oliver Betz, „In den Samentüten findet man meist einjährige Sorten.“ Im ersten Jahr blüht es schön. Doch wenn die Arten vor der Samenreife abgemäht werden, kommen sie im nächsten Jahr nicht wieder nach. Vermutlich ist das den meisten Hobbygärtnern nicht so klar. „Eine echte Wiese ist anders“ sagt der Evolutionsbiologe. „Da können einjährige Blühende mit dabei sein, aber das sind größtenteils dauerhafte Pflanzen.“

Zu den dauerhafte Arten gehört etwa der Rainfarn: Die sonnengelb blühende Pflanze, die gar kein Farn ist, sondern zu den Asternartigen gehört, beherbergt 24 Insektenarten. Und die brauchen den Rainfarn unbedingt. „Und von jeder Art spannt sich ein weiteres Netz aus, weil fast jedes Insekt einen ‚persönlichen‘ Parasiten hat. Das ist ein gewaltiges Netzwerk, das von jeder einzelnen Pflanzenart ausgeht. Wenn wir jetzt den Rainfarn einfach rausnehmen würden, dann würden auch diese 24 Insektenarten verschwinden.“

Laissez-faire macht Sinn

An diesem Nachmittag habe ich einiges gelernt: Eine Bunte Wiese ist pflegeleicht: Ein bis zwei Mal mähen im Jahr – das reicht. Gießen ist auch unnötig, denn eine echte Wiese bleibt dank ihrer dreidimensionalen Struktur immer feucht. Was rät der Biologe Betz den heimischen Gartenbesitzern außerdem noch? „Laissez-faire ist auf jeden Fall gut. Einfach mal beobachten, was da alles kreucht und fleucht. Lass wachsen – das wäre mein wichtigster Tipp.“  Die Bunte Wiese – das ist Gärtnern für Faule, während die Artenvielfalt wächst.

Habt ihr ein Gartenstück, eine Streuobstwiese oder arbeitet ihr in einem Gemeinschaftsgarten?
Hier gibt es weitere Pflegetipps von der Initiative „Bunte Wiese Tübingen“: für private und Gemeinschaftsgärten und für Kommunen, Städte und Firmen.

Kurz geschorenes Grün trocknet schnell aus. Die Lösung: mehr Wiese wagen. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC BY-NC-ND

Headerfoto: Nicola Wettmarshausen, CC BY-NC-ND

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Wie mähe ich die Wiese bunt? Tipps für private Flächen und Gemeinschaftsgärten https://kinsecta.org/2022/07/18/wie-maehe-ich-die-wiese-bunt-tipps-fuer-private-und-gemeinschaftsgaerten/ https://kinsecta.org/2022/07/18/wie-maehe-ich-die-wiese-bunt-tipps-fuer-private-und-gemeinschaftsgaerten/#respond Mon, 18 Jul 2022 09:32:02 +0000 https://kinsecta.org/?p=4289

Du willst mehr Blühendes und mehr Insekten- und Pflanzenvielfalt auf deiner Garten- oder Wiesenfläche? Hier kommen Tipps der Bunte-Wiese-Initiative Tübingen:

  • Bitte weniger mähen! Ein- bis zweimal im Jahr reicht völlig aus. Denn das Mähen schränkt die Artenvielfalt ein: Nur 10 Prozent aller 400 europäischen Wiesenpflanzenarten vertragen ein monatliches Mähen, und nur 50 Prozent der Pflanzenarten überleben eine Mahd ein- bis zweimal im Jahr.
  • Mähen am besten nicht vor Mitte Juni und erst dann, wenn die Samen der Blühpflanzen ausgereift sind. Diese Samen kann man aus dem getrockneten Mahdgut ausschütteln und wieder auf die Fläche streuen. Das erhöht die Pflanzenvielfalt im kommenden Jahr.
  • Wird die Mahd gehäckselt, werden die Insekten mitgeschreddert. Grasschnitt daher lieber am Stück trocknen lassen, sodass die Tiere herauskrabbeln können. 
  • Je nährstoffreicher der Boden, desto weniger Pflanzenvielfalt gibt es auf der Fläche. Darum die getrocknete Mahd am besten zeitnah abräumen, weil die Fläche durch die Mahd sonst gemulcht und damit gedüngt wird. 
  • Mähen mit der traditionellen Handsense ist sehr insektenfreundlich! Aber es erfordert Übung. Wer es lieber elektrisch möchte, nutzt am besten eine Akku-Sense mit Faden. Dabei solltest du auf 8 bis 10 Zentimeter Wiese stehen lassen (das Erdgeschoß des Wiesengebäudes), damit die Fläche nach der Mahd nicht austrocknet.  
  • Mindestens 10 Prozent der Fläche ungemäht lassen, um den fliehenden Insekten einen Rückzugsort zu bieten. Am besten mosaikartig mähen, und nicht alles zeitgleich abschneiden.

Mähroboter raspeln alles ratzekurz und reduzieren die Pflanzen- und Insektenvielfalt auf ein Minimum. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC BY-ND-NC 4.0
  • Je artenärmer und nährstoffreicher ein Rasenstück ist, desto mehr Zeit braucht es, um zu einer artenreichen Blumenwiese zu werden.
  • Gräser sind in Blühwiesen oft unbeliebt, dabei sind sie wichtige Lebensräume und Nahrungspflanzen für Insekten (Heuschrecken und Co.). Außerdem tragen sie als Taufänger zu einer hohen Luftfeuchtigkeit und einem guten Wiesen-Mikroklima bei. Eine Wiese ohne Gräser ist keine Wiese.
  • Mindestens 10 Prozent der Fläche sollten ungemäht bleiben, um fliehenden Insekten einen Rückzugsort zu bieten. Am besten mosaikartig mähen und nicht alles zeitgleich abschneiden.
  • Eine komplett neue Einsaat ist nur im Notfall sinnvoll. Dabei sind mehrjährige Blühmischungen aus heimischem Saatgut empfehlenswert. Sie sind an das lokale Klima angepasst (autochthones/gebietseigenes Saatgut).
  • Insektenfreundliche Pflanzenarten? Hier kommen die Top-10-Empfehlungen der Bunten Wiese.
Top-10-Wiesenpflanzen für Wildbienen und Schwebfliegen, Grafik: Lisa Henres, Masterarbeit Universität Tübingen: Diversität und Abundanz blütenbesuchender Bienen und Schwebfliegen auf Projektflächen der „Blühenden Naturparke Baden-Württemberg“, 2022
  • Ist die Fläche stark vergrast, helfen Klappertopf und andere Grasparasiten-Arten. Hier braucht man etwas Geduld, dann wird sich der Erfolg einstellen.
  • Eine komplett neue Einsaat ist nur im Notfall sinnvoll. Dabei sind mehrjährige Blühmischungen aus heimischem Saatgut empfehlenswert. Sie sind an das lokale Klima angepasst (autochthones oder gebietseigenes Saatgut).
  • Gesäte oder gepflanzte Blühpflanzen sollten so ausgewählt werden, dass verschiedene Arten zu unterschiedlichen Zeitpunkten und insgesamt über die gesamte Vegetationsperiode hinweg blühen, um den Insekten den Sommer über Nektar und Pollen bieten zu können.
  • Bietet Insekten einen Platz zum Überwintern. Im Winter am besten Stauden und Gräser bis zum kommenden Frühjahr stehen lassen. Notlösung: Abgeschnittene Stauden in einen großen Eimer oder eine Amphore stellen, damit die Tiere im Frühjahr aus den Stängeln und Kokons schlüpfen können.


Headerbild: Gemeinschaftsgarten „Aprikosengarten“ Dresden. Foto: Patribus, CC BY-SA 4.0

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https://kinsecta.org/2022/07/18/wie-maehe-ich-die-wiese-bunt-tipps-fuer-private-und-gemeinschaftsgaerten/feed/ 0
Wie mähe ich die Wiese bunt? Tipps für Kommunen, Städte & Firmen https://kinsecta.org/2022/07/15/bunte-wiese-tipps-kommunen-staedte/ https://kinsecta.org/2022/07/15/bunte-wiese-tipps-kommunen-staedte/#comments Fri, 15 Jul 2022 21:39:03 +0000 https://kinsecta.org/?p=4272

Ihr wollt Blühendes und mehr Insekten- und Pflanzenvielfalt auf kommunalen und städtischen Flächen? Oder auf dem eigenen Firmengelände? Hier kommen Tipps der Bunte-Wiese-Initiative Tübingen:

  • Eine Bunte Wiese kann wild aussehen  – manche Menschen empfinden das allerdings als „zu wild“. Eine gute Kommunikation im öffentlichen Raum ist das A&O und sollte euer Wiesenprojekt begleiten.
  • Ein gemähter „Akzeptanzstreifen“ von ein bis zwei Meter Breite rund um die Bunte Wiese zeigt, dass hier absichtsvoll verwildert wurde. Schilder, die zusätzlich die Intention und das Projekt erläutern, sind hilfreich und haben sich bewährt.
  • Die Wiese sollte nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Denn das Mähen schränkt die Artenvielfalt ein: Nur 10 Prozent aller 400 europäischen Wiesenpflanzenarten vertragen ein monatliches Mähen, nur 50 Prozent der Pflanzenarten überleben eine Mahd ein- bis zweimal im Jahr. 
  • Mähen bitte nicht vor Mitte Juni und am besten erst dann, wenn die Samen der Blühpflanzen ausgereift sind. Diese Samen kann man aus dem getrockneten Mahdgut ausschütteln und wieder auf die Fläche streuen. Das erhöht die Pflanzenvielfalt im kommenden Jahr. 
  • Wird die Mahd gehäckselt, werden die Insekten mitgeschreddert. Grasschnitt daher lieber am Stück trocknen lassen, sodass die Tiere herauskrabbeln können.  
  • Je nährstoffreicher der Boden, desto weniger Pflanzenvielfalt gibt es auf der Fläche. Darum die getrocknete Mahd am besten zeitnah abräumen, weil die Fläche durch die Mahd sonst gemulcht und damit gedüngt wird.

Je weniger Nährstoffe im Boden sind, desto mehr Blühendes kann wachsen. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC-BY-ND-NC
  • Mähen mit der traditionellen Hand-Sense ist sehr insektenfreundlich! Aber es erfordert Übung. Eine Akku-Sense mit Faden ist für kleine Flächen im eigenen Garten gut geignet. Für  große Flächen ist ein Balkenmäher empfehlenswert. Für Rotationsmähwerke wird gerade ein insektenfreundlicher Mähkopf getestet. Mehr Infos gibt es hier.
  • Die Mähbalken sollten auf 8 bis 10 Zentimetern Höhe die Wiese stehen lassen (das Erdgeschoß des Wiesengebäudes), damit die Wiese nach der Mahd nicht austrocknet.
  • Mindestens 10 Prozent der Fläche sollten ungemäht bleiben, um fliehenden Insekten einen Rückzugsort zu bieten. Am besten mosaikartig mähen und nicht alles zeitgleich abschneiden.
  • Je artenärmer und nährstoffreicher ein Rasenstück ist, desto mehr Zeit braucht es, um zu einer artenreichen Blumenwiese zu werden.
  • Gräser sind in Blühwiesen oft unbeliebt, dabei sind sie wichtige Lebensräume und Nahrungspflanzen für Insekten (Heuschrecken und Co.). Außerdem tragen sie als Taufänger zu einer hohen Luftfeuchtigkeit und einem guten Wiesen-Mikroklima bei. Eine Wiese ohne Gräser ist keine Wiese.
  • Insektenfreundliche Pflanzenarten? Hier kommen die Top-10-Empfehlungen der Bunten Wiese.
Top-10-Wiesenpflanzen für Wildbienen und Schwebfliegen, Grafik: Lisa Henres, Masterarbeit Universität Tübingen: Diversität und Abundanz blütenbesuchender Bienen und Schwebfliegen auf Projektflächen der „Blühenden Naturparke Baden-Württemberg“, 2022
  • Ist die Fläche stark vergrast, helfen Klappertopf und andere Grasparasiten-Arten. Hier braucht man etwas Geduld, dann wird sich der Erfolg einstellen.
  • Eine komplett neue Einsaat ist nur im Notfall sinnvoll. Dabei sind mehrjährige Blühmischungen aus heimischem Saatgut empfehlenswert. Sie sind an das lokale Klima angepasst (autochthones oder gebietseigenes Saatgut).
  • Gesäte oder gepflanzte Blühpflanzen sollten so ausgewählt werden, dass verschiedene Arten zu unterschiedlichen Zeitpunkten und insgesamt über die gesamte Vegetationsperiode hinweg blühen, um den Insekten den Sommer über Nektar und Pollen bieten zu können.
  • Insekten brauchen einen Platz zum Überwintern. Stauden und Gräser daher am besten den ganzen Winter über bis ins kommende Frühjahr stehen lassen.


Headerbild: Für manche Flächen sehr geeignet: Tierische Wiesenmäher. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC-BY-ND-NC

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Insekten im Klimawandel https://kinsecta.org/2022/06/02/insekten-im-klimawandel_2/ https://kinsecta.org/2022/06/02/insekten-im-klimawandel_2/#respond Thu, 02 Jun 2022 16:28:55 +0000 https://kinsecta.org/?p=4243 Im Frühjahr 2022 wurde ein neuer Teilbericht des Weltklimarats IPCC veröffentlicht, der die Folgen des Klimawandels für die großen Regionen der Welt (Afrika, Asien, Europa etc.) beschreibt. Ich habe dort nach Antworten auf die Frage gesucht, wie sich der Klimawandel auf die Insektenvielfalt auswirkt. Ist er der Grund für das Insektensterben in Europa – oder nur ein Faktor unter vielen anderen?

Das Besondere an diesem Bericht ist: Hier werden erstmals Handlungsmöglichkeiten für die jeweiligen Regionen aufgelistet und beschrieben, wie wir uns widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels machen können. Aber was bedeutet das konkret für Insekten, die in Wiesen und im Offenland leben? Einige Ergebnisse habe ich in diesem Blogbeitrag zusammengefasst.

Klimaerwärmung – wo stehen wir?

Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist es weltweit etwa um 1,1 Grad wärmer geworden (Stand 2021). Dieser globale Mittelwert ist bekannt. Einzelne Regionen unserer Erde können sich schneller oder langsamer erwärmen. Europa hat sich schneller erwärmt als jede andere Region auf der Erde. Der Grund dafür ist, dass sich die nördlichen Landflächen stärker erhitzen als sie südlichen. So ist die durchschnittliche Temperatur dort um etwa 0,9 Grad zusätzlich angestiegen im Vergleich zum globalen Temperaturanstieg im selben Zeitraum, sodass wir in Europa schon bei fast 2 Grad Erwärmung liegen. In Deutschland sind es 1,6 Grad.

Globaler Klimastreik 2021. Foto: Ivan Radic, CC-BY 2.0

Welche Klimarisiken gibt es in Europa?

Der Weltklimabericht nennt vier Schlüsselrisiken für Europa: Das erste Schlüsselrisiko ist die zunehmende Hitze, die nicht nur uns Menschen belastet (und Gesundheitsprobleme und erhöhte Sterberaten verursacht), sondern auch unsere Ökosysteme verändert. Das zweite Schlüsselrisiko ist der Hitze- und Trockenheitsstress, der die Land- und Waldwirtschaft beeinträchtigt. Eine wirksame Anpassungsmaßnahme kann die Bewässerung von Äckern und Feldern sein. Doch nur dann, wenn genug Wasser verfügbar ist: Schlüsselrisiko drei sagt nämlich eine Wasserknappheit in allen Bereichen voraus. Schlüsselrisiko vier bezieht sich vor allem auf Küstenregionen, hier geht es um Überschwemmungen und den steigenden Meeresspiegel.

Allgemein sind alle europäischen Regionen von mehreren Schlüsselrisiken betroffen, wobei die Folgen im Süden gravierender sein werden als im Norden. Für Südeuropa werden dabei überwiegend negative Auswirkungen vorausgesagt, von erhöhtem Wasserbedarf bis hin zu Wasserknappheit etwa, während wir für den Norden mit einigen kurzfristigen Vorteilen wie höheren Ernteerträgen und stärkerem Waldwachstum rechnen können. Langfristig schwinden diese Vorteile, wenn Risiken gemeinsam auftreten und sich gegenseitig verstärken.

Wie wirken sie sich auf Insekten aus?

Nehmen wir das Schlüsselrisiko Hitze: Normalerweise profitieren Insekten von warmen Tagen, da höhere Temperaturen ihren Stoffwechsel und ihre Fortpflanzungsrate steigern. Allerdings haben sich manche Arten über einen langen Zeitraum – vermutlich über Jahrtausende – an bestimmte Umweltbedingungen angepasst. Sie sind daher nicht sehr Hitze- oder Trockenheitstolerant, wenn sich die Bedingungen zu schnell ändern.  

Beispielsweise haben Wissenschaftler 66 Hummelarten in Nordamerika und Europa verglichen und stellten fest: wenn extreme Temperaturen und starke Niederschläge im Sommer zunehmen, kann dies den Artenreichtum an Hummeln reduzieren, ihre Ansiedelung verhindern oder ihr Aussterberisiko erhöhen. Dabei wurden Arten wie die Feldhummel (Bombus ruderatus) oder die Bärtige Kuckuckshummel (Bombus barbutellus) untersucht.

Manche mögen´s kühl

Eine Langzeituntersuchung mit waldbodenbewohnenden Käfern ergab, dass sowohl ihre Anzahl abnimmt als auch ihre Artenvielfalt um fast 40 Prozent zurückgegangen ist. Grund dafür sind die wärmeren Winter. Insbesondere weniger Schneefall scheint dabei von entscheidender Bedeutung zu sein. Eine weitere Klimaerwärmung kann diesen Trend verstärken, was sich auf die Zersetzung von organischem Material im Boden und damit auf seine Kohlenstoffspeicherfähigkeit auswirkt.  

Außerdem verlagert sich der Lebensraum für Insekten. Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris nausithous), ein Tagfalter, liebt Feuchtweisen und kühlere Gebiete im Alpenvorland. Er wird in höhere Lagen und in nördlichere Gebiete abwandern, wenn es immer wärmer wird. Wärmeliebende Arten werden sich ausbreiten und zusätzlich neue Lebensräume erobern, wie es für den Großen Feuerfalter (Lycaena dispar) oder die asiatische Tigermücke (Stegomyia albopicta) beobachtet wird. Solche Arten sind Gewinner des Klimawandels. Für einzelne Gebiete könnte die biologische Vielfalt damit insgesamt stabil bleiben, wenn einheimische Arten verschwinden, aber neue Arten einwandern werden.

Wenn der Frühling zu früh startet

Auch zeitlich wird sich durch den Klimawandel einiges ändern: Wenn Pflanzen früher blühen (was der Deutsche Wetterdienst seit vielen Jahren dokumentiert, siehe Grafik), kann es sein, dass sich die bestäubenden Insekten noch gar nicht entwickelt haben. So wird die Pflanze nicht bestäubt, was in der Landwirtschaft zu erheblichen Ernteausfällen führt. Denn mehr als ein Drittel unserer Kulturpflanzen und zwei Drittel der Wildpflanzen werden von Insekten bestäubt (mehr dazu: siehe hier).

Auch umgekehrt wird es schwierig: Entwickeln sich Insekten früher als ihre Futterpflanze blüht, finden sie zu wenig oder keine Nahrung und verhungern. Wenn sich die über Jahrtausende aufeinander eingespielten Rhythmen zwischen Bestäuber und Pflanze voneinander entkoppeln, wird es negative Auswirkungen nicht nur auf die Insektenvielfalt geben. Denn wenn beispielsweise eine Schmetterlingsart aufgrund von Nahrungsmangel lokal ausstirbt, begünstigt das die Ausbreitung windbestäubter Pflanzen an diesem Standort. So können fehlende Bestäuber zur Verarmung der Pflanzenvielfalt beitragen.(Siehe S. 291/2 und Tab. 3)

Ist der Klimawandel am Insektensterben schuld?

Zum Insektensterben gibt es viele Einzelstudien, die sich auf bestimmte Gebiete oder auf einzelne Insektengruppen beziehen. Einen allumfassenden Trend abzuleiten ist daher schwer. Dennoch sind sich Wissenschaftler weitgehend einig, dass der Insektenschwund in Europa in den letzten 50 Jahren in erster Linie durch die Veränderung der Landnutzung verursacht wird. Sie reduziert die Lebensräume der landlebenden Insekten momentan in höherem Maße als der Klimawandel oder die Umweltverschmutzung.

Was ist eine „Veränderung der Landnutzung“?

Lange Zeit war Europa größtenteils mit Wald bedeckt. Doch schon in der Jungsteinzeit vor etwa 10.000 Jahren begannen die Menschen, Acker- und Weideland zu gewinnen. Sie holzten Wälder ab und legten Sümpfe trocken. Über Jahrhunderte wurden Äcker mit dem Pflug und mit Zugtieren bearbeitet. Gedüngt wurde nur mit Gülle oder Mist. Diese Art der extensiven Landwirtschaft war arbeitsintensiv und anstrengend, aber sie ließ blütenreiche Ackerwildkräuter wachsen: Wilde Tulpen, Adonisröschen oder Rittersporn boten vielfältige Nahrung für Insekten.

Klatschmohn und Kornblume als unerwünschte Beikräuter auf dem Acker – oder als wertvolle Insektennahrung? Foto: Dellex, CC-BY_SA 3.0

Landwirtschaft wird intensiv

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs änderte sich dies: mit Mineraldünger ließen sich die Erträge steigern und größere Traktoren halfen, den Boden schneller und effektiver zu bearbeiten. Noch besser ging es mit Herbiziden, die die Unkräuter dezimierten und den Bauern das Jäten ersparten. Mit Pestiziden wiederum konnten die tierischen Schädlinge in Schach gehalten werden. Die entstehende intensive Form der Landwirtschaft –  ausgerichtet auf maximalen Ertrag – bot und bietet Insekten wenig Lebensraum, weil es für sie auf den Äckern keine Nahrung mehr gibt. Fast 90 Prozent der Ackerflächen in Deutschland werden heutzutage immer noch auf diese konventionelle und intensive Weise bewirtschaftet. Ob Maßnahmen wie die Einrichtung von Blühstreifen das Ruder herumreißen und die Artenvielfalt wieder erhöhen können, ist ungewiss und zweifelhaft.

Auch Grünland wird stark gedüngt. Zum einen, um möglichst viel Grünfutter zu gewinnen und zum anderen, um die anfallende Gülle aus der intensiven Rinder- und Schweinemast zu entsorgen. Die erhöhten Nitratkonzentrationen finden sich nicht nur im Boden, sondern auch in Bächen, Flüssen und Seen wieder und beeinträchtigen im Wasser lebende Insekten.

Weniger Lebensräume durch Versiegelung

Mit veränderter Landnutzung ist auch die zunehmende Flächenversiegelung gemeint, durch den Bau von Städten und Siedlungen, von Industriegebieten und Straßen. Der Anteil an versiegelter Fläche hat sich in den letzten 100 Jahren für Deutschland verdreifacht. Durch die Versiegelung gehen Ackerboden, Grünland und Wald verloren. Zusammenhängende Lebensräume werden durch Straßen zerschnitten und fragmentiert. Auch diese Faktoren tragen zu einem deutlichen Rückgang der Insektenvielfalt bei.

Leere, versiegelte Flächen: Parkplatz vor einer französischen Shopping-Mall an einem Sonntagmorgen. Foto: Ben Lieu Song, CC-BY_SA 2.0

Was brauchen Insekten?

Insekten, die im Offenland mit dem Klimawandel leben müssen, brauchen eine nachhaltige Landwirtschaft ohne Pestizide und Herbizide. Großflächige Monokulturen mit Raps, Mais oder Getreide bieten Insekten keine Nahrung, sie benötigen Feldfrüchte mit einer langen Blühperiode und verschiedenen Wildkräutern auf oder neben den Äckern. Und sie brauchen naturnahes Grünland. Außerdem müssen Insekten die Möglichkeit bekommen, entsprechend ihrer klimatischen Vorlieben in kühlere Areale ausweichen zu können. Ihre Biotope müssen besser miteinander vernetzt werden, damit dies gelingt.

Landschaftsmosaik

Insekten brauchen wieder mehr natürlichen Lebensraum: Manche Arten fühlen sich in Feuchtgebieten und Mooren wohl, andere bevorzugen trockene Heidelandschaften und Magerrasen. Ein Mosaik aus ganz unterschiedlichen Landschaftstypen ist für Insekten ideal. Der IPCC empfiehlt deshalb als Arten- und Klimaschutzmaßnahme, 30 bis 50 Prozent aller Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Dabei geht es nicht nur um unberührbare Wildnis, sondern auch um schutzwürdige Kulturlandschaften. Derzeit sind durchschnittlich nur 18 Prozent der Landflächen in Europa als Natura-2000-Schutzgebiete ausgewiesen. Es gibt also noch viel Luft nach oben.

Das Birkach-Hochmoor im Allgäu ist ein uralter Lebensraum – es existiert schon seit Jahrtausenden. Allein sechzehn verschiedene Libellenarten wurden hier gezählt. Damit diese Arten bleiben und die Flächen nicht zuwachsen, wird das Hochmoor und die angrenzenden Feuchtwiesen im Herbst durch Rinder beweidet. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC BY-ND-NC 4.0

Artenreiches Grünland

Insektenfördernde Maßnahmen müssen werder durch Hightech umgesetzt noch kostspielig sein. Ein Beispiel aus den Karpaten zeigt, wie aus Grünland allein durch eine andere Art der Bewirtschaftung ein äußerst artenreiches, naturnahes Ökosystem entstehen kann: Vor etwa 250 Jahren begannen ungarische Bauern, Teile des sie umgebenden Waldgebiets zu roden, um Grasland zu gewinnen und dort Heu für ihre Rinder zu ernten. Sie mähten immer nur kleine Flächen ihrer Wiesen, sodass ein Mosaik aus gemähten und ungemähten Flächen entstand. Die trockenen Samen der Gräser und Kräuter streuten sie anschließend wieder auf die Wiesen aus. Dabei düngten sie nur mit Mist – und das nur mäßig. Ihr Ziel war es nicht, ökologisch wertvolle Flächen zu schaffen; sie wollten einfach nur gutes Heu gewinnen. Doch durch ihr tiefes Verständnis der ökologischen Prozesse und ihre daraus abgeleitete Wirtschaftsweise entstanden artenreiche Bergheuwiesen mit einem reichhaltigen Nahrungsangebot für Insekten.

Wie bringen wir Arten- und Klimaschutz zusammen?

Viele der Handlungsmöglichkeiten, die unsere Landschaften insektenreicher machen, sind bereits bekannt. Sie werden in Pilotprojekten erprobt oder im kleinen Maßstab umgesetzt. Aber das reicht längst nicht aus – das Insektensterben geht weiter. Wie gehen wir jetzt am besten vor? Wie bringen wir Arten- und Klimaschutz unter einen Hut?

„Beide sollten aufeinander abgestimmt vorangetrieben werden“ sagt Hans-Otto Pörtner, der als Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II am aktuellen und an vielen vorigen IPCC-Berichten mitgewirkt hat (16). „Wenn wir uns nur auf Klimaschutzmaßnahmen konzentrieren und Aspekte der Artenvielfalt auslassen, dann bekommen wir negative Auswirkungen auf der Artenvielfaltsseite. Wenn wir aber umgekehrt die Biodiversität in den Vordergrund stellen, haben wir sehr viele positive „Nebenwirkungen“ für das Klima.“

Natur- und Artenschutz erleichtern uns die Anpassung an den Klimawandel. Maßnahmen, die den Rückgang der Artenvielfalt verlangsamen oder umkehren, dienen auch dem Klimaschutz. Wie in den Karpaten. Dort wirkt sich das mosaikhafte Mähen der Bergwiesen auch aufs Klima aus: Weil die gemähten Flächen immer nur klein sind, bleibt der Boden insgesamt feuchter, was gut für´s Mikroklima ist.

Das Diagramm zeigt oben, wie sich die Maßnahmen zur Minderung der Klimawandelfolgen auf die Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt auswirken und zeigt unten den umgekehrten Fall. Blaue Linien stehen für positive Auswirkungen, während orangefarbene Linien auf negative Auswirkungen verweisen. Viele der genannten Lösungen befinden sich noch in der Ideenphase oder wurden noch nicht in größerem Umfang umgesetzt. Quelle: Report: Scientific Outcome of the IPBES-IPCC co-sponsored workshop on biodiversity and climate change, S.130

Oder wie bei klimafreundlichen Solarparks: Wenn blütenreiche Magerwiesen oder Feuchtgebiete von vorn herein in der Flächenplanung mitgedacht werden, können Solarparks ihren Klimaeffekt ausspielen und gleichzeitig zur biologischen Vielfalt von Insekten und Pflanzen beitragen.

Wer die vielen Zusammenhänge zwischen Klima, Natur und den Lebensgrundlagen der Menschen ignoriert, wird insgesamt keine Erfolge haben. Wird nur der Klimaaspekt in den Blick genommen – wie bei der Gewinnung von Bioenergie durch die Anpflanzung von Maismonokulturen etwa – ist  die Artenvielfalt und Ernährungssicherheit gleichermaßen bedroht. Dabei ist die Effizienz dieser „Klimaschutzmaßnahme“ sehr gering.

Der Agrarökologe und Co-Vorsitzende des Weltbiodiversitätsberichtes Josef Settele ist deshalb überzeugt: Erfolge werden sich erst einstellen, wenn wir anfangen, Emissionen aus fossilen Brennstoffen massiv zu reduzieren. Und gleichzeitig die Biodiversität durch die Wiederherstellung gesunder Naturräume stärken. Und – als gesellschaftliche Komponente – die Armut wirksam bekämpfen sowie gegen Ungerechtigkeit und fehlende Gleichbehandlung vorgehen.“ Dies ist nicht nur ein Appell an die Regierenden, sondern an uns alle. „Jedes bisschen Erwärmung zählt, jede verlorene Art zählt und jeder Lebensraum, der Schaden nimmt.“


Welche insektenfreundlichen Maßnahmen hast Du erprobt? Teile Deine Erfahrungen mit uns im Forum, auf Twitter oder Instagram!


Headergrafik: Showyourstripes.info, Ed Hawkins, CC-BY 4.0

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Nützliche Parasiten https://kinsecta.org/2022/01/15/nuetzliche-parasiten2/ https://kinsecta.org/2022/01/15/nuetzliche-parasiten2/#respond Sat, 15 Jan 2022 21:42:03 +0000 https://kinsecta.org/?p=4132 Nicht alle Insekten sind so knuddelig wie die pelzigen Hummeln. Es gibt auch die Blutsaugerinnen unter ihnen. Kriebelmücken etwa, von denen in Deutschland über 50 Arten leben. Seit vielen Jahren beschäftigt sich der Parasitologe Alfons Renz mit diesen Insekten. Er zeigt uns, wie Kriebelmücken überwintern und warum sie wichtige Spieler im Ökosystem sind.

Ein Bach wie die Ammer ist ideal: Schnellfließend muss er sein und das Wasser möglichst klar. Ein mit Gräsern bewachsenes Ufer, deren Blätter in den Bach hineinhängen – wenn diese Bedingungen gegeben sind, ist der Bach ein Paradies für die Larven der Kriebelmücken.

Nach der Paarung heften die Weibchen ihre Eier an die Gräser. Dort schlüpfen die Larven, die wir jetzt im Winter finden können. Und weil die Ammer gute Brutbedingungen bietet, baut Alfons Renz zusammen mit einer kleinen Gruppe von Studierenden der Uni Tübingen ein Tischchen direkt am der Ufer auf, um die Larven vor Ort genauer zu untersuchen.

Unter dem Mikroskop

Am Ufer werden wir fündig: Winzige braune „Würmchen“ haften an der Unterseite der Gräser und ringeln sich hin und her. Vorsichtig zupfen wir einzelne Blätter ab und legen sie auf unser Tischchen, das mit Lupen, Mikroskopen und Vergleichsproben bestückt ist.

Unter dem Mikroskop können wir die zwei Fangfächer der Larve erkennen, die sie in die Wasserströmung hält. Sobald sich winzige Algen und Mikroorganismen darin verfangen, bürstet sie ihren Fächer aus und stopft sich die Leckereien in den „Schlund“. Mit einem Tropfen Speichelsekret hat sie sich mit ihrem Hinterende an das Blatt geheftet. So bleibt sie beweglich und kann das Wasser besser filtern.

„Als Larve können wir die einzelnen Arten kaum voneinander unterscheiden. Erst wenn diese sich gehäutet hat – das macht sie in diesem Entwicklungsstadium bis zu achtmal – wird sie sich verpuppen. Und bei den Puppen können wir dann die Atemfäden zählen, um die Art zu bestimmen,“ sagt Alfons Renz. Mithilfe der Atemfäden versorgt sich die Kriebelmücke im Bach mit Sauerstoff. So kommt sie durch den frostigen Winter.

Bei der Beobachtung von Kriebelmückenlarven hilft eine Lupe. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC BY-ND-NC 3.0

Kriebelmücken fliegen auch auf Menschen

Nicht nur die Larve, auch die ausgewachsenen Mücken kann man anhand morphologischer Kriterien nur annähernd bestimmen.Darum hatte der Student Leif Rauhöft die Artenbestimmung in seiner Masterarbeit über eine DNA-Analyse gemacht und entdeckt, dass die Gezierte Kriebelmücke (Simulium ornatum) an der Ammer am häufigsten zu finden ist. Sie scheint aus einem Komplex verschiedener, nahe verwandter Arten zu bestehen und fliegt sowohl Säugetiere als auch den Menschen an, während die „Stiertöterin(Simulium erythrocephalum) eher in der Nähe von Schafen, Wildtieren und Rindern vorkommt. Eusimulium latipes wiederum bevorzugt Vögel, also auch Hühner. Alle diese Tiere finden wir im weiteren Umkreis der Ammer und ihrer Zuflüsse.  

„Kriebelmücken ernähren sich eigentlich von Nektar. Nur die Weibchen saugen zusätzlich Blut. Sie brauchen es, um ihre Eier zu entwickeln“, erzählt Alfons Renz. „Auf ihren Wirt müssen sie allerdings genetisch vorprogrammiert sein. Sie schlüpfen aus dem Wasser und haben ein festgelegtes Schema, mit dem sie ihren Blutwirt suchen.“

Kriebelmücken mögen Kohlendioxid

Orientieren sich die Mücken dabei am Geruch oder eher an der Optik? „Es gibt Hinweise, dass die Zahl der Beine und die Form des Körpers eine Rolle spielen“, sagt Alfons Renz. „Schon vor über 50 Jahren hat mein Kollege Peter Wenk ein künstliches Pferd mit warmen Wasserflaschen im Bauch hin und her bewegt, um das Aussehen und die Bewegung eines Pferdes zu simulieren. Und er hat eine Krähe konstruiert, die mit den Flügeln schlagen konnte. Später haben wir in unserer Forschungsgruppe mit einem bunten Regenschirm gearbeitet. Doch der hat als Lockmittel nur funktioniert, wenn wir gleichzeitig Kohlendioxid verströmt haben. Heute kann ich sagen: Was genau die Mücken anlockt, wissen wir immer noch nicht. Wir brauchen mehr Feldforschung. Nur eines ist sicher: Kriebelmücken stehen auf Kohlendioxid und optische Reize.“

Ein Mitarbeiter des Kriebelmücken-Monitorings in Kamerun betreut die Mücken-Lockfalle, die aus erwärmten Gummistiefeln, einem beweglichen bunten Schirm (optischer Reiz) und Kohlendioxid (olfaktorischer Reiz) besteht. Foto: Alfons Renz

Erblinden am Fluss – Onchozerkose

In Afrika sind Kriebelmücken-Bisse nicht nur schmerzhaft. Manche Arten können Parasiten übertragen: die Larve eines Fadenwurms etwa, die beim Menschen die sogenannte Flussblindheit verursacht (Onchozerkose). Diese Krankheit kommt nur in Flussnähe vor – dort, wo die Mücke lebt. Und trotzdem sind Millionen von Menschen weltweit betroffen.

Um den Fadenwurm mit der Mücke auszurotten, hatte die WHO in einem Bekämpfungsprogramm ab Mitte der 1970ger Jahre Flüsse und Bäche in afrikanischen und südamerikanischen Ländern regelmäßig mit Insektiziden behandelt, um die Mückenlarven schon im Wasser abzutöten.

Monitoring mit Mückenfänger

Den Erfolg dieses Bekämpfungsprogramm sollte Alfons Renz In Westafrika analysieren und messen. „Dazu entwickelten wir ein spezielles Monitoring: Ein sogenannter Flyboy sitzt am Flussufer und fängt an seinen nackten Beinen alle Mücken ab, die ihn im Laufe eines Tages anfliegen – natürlich, bevor sie anfangen zu saugen. Dadurch bekommen wir eine tägliche Anflugdichte. Wir haben dann ausgerechnet, wie viele Mücken wir während eines Jahres fangen und wie viele Parasitenlarven sich darin noch befinden dürfen, damit die Bekämpfungsaktion noch als erfolgreich gelten kann. Damals haben hunderte afrikanischer Mückenfänger dieses Monitoring mitgemacht, und die berechneten Grenzwerte sind bis heute gültig.“

Mit ihrem Ansatz war die WHO war nur teilweise erfolgreich – Onchozerkose gibt es heutzutage immer noch. Schätzungsweise 20 Millionen Menschen sind in den Tropengebieten Amerikas und Afrikas derzeit infiziert. Heute versucht man nicht mehr großflächig Insektizide einzusetzen, sondern setzt auf Medikamente (Ivermektin), welche die Wurmlarven (Mikrofilarien) in der Haut des Menschen abtöten.

Stocherkahnfahren mit Biss

Doch auch ohne Krankheiten zu übertragen können die Bisse der Mückenweibchen schmerzhaft sein und sich leicht entzünden. Alfons Renz erinnert sich an einen Fall direkt in Tübingen: Nach dem allseits sehr beliebten Stocherkahnfahren auf dem Neckar tauchten Ausflügler in den Praxen der umliegenden Hautärzte auf und klagten über schmerzende Schwellungen und entzündete Stiche. Ein Biologe aus dem Tropenmedizinischen Institut der Uni machte sich auf die Suche und entdeckte an einem kleinen Mühlkanal ein Wehr.

„Das Wehr war löchrig“, erzählt Alfons Renz. „An seiner Spundwand saßen die Larven zu Tausenden. Das war Simulium argyreatum – eine Art, die man bislang nur aus dem nahe gelegenen Schönbuch kannte. Und auf einmal war sie mitten in Tübingen.“ Die Art hat eine eigenartige Brutgewohnheit: die Weibchen legen ihre Eier nur dort ab, wo das Wasser aus einem stehenden Gewässerabschnitt in einen Sturzbach übergeht. Seitdem das Wehr repariert wurde, sind schmerzhafte Bisse seltener geworden.

Nützliche Parasiten

Doch auch wenn die Mücken für uns unangenehm oder gar gefährlich sind – für Fische oder Vögel sind sie wertvolle Nahrung. Und sie sind ein Indikator: Sie lieben saubere, klare Gewässer und sind heikel, wenn es um hohe Nitrat- und Phosphatgehalte geht. Sobald Bäche verschmutzt werden, verschwinden Kriebelmücken. Daher sollten wir uns freuen, wenn wir unter den Blättern oder auf Steinen im Bach junge Larven und im Sommer Puppen entdecken. Denn wir haben die Möglichkeit, uns vor den Bissen der Mücke zu schützen – durch die richtige Kleidung etwa.

Der Biologe Alfons Renz jedenfalls hält Kriebelmücken und Parasiten allgemein für wichtige Spieler im Ökosystem: „Allein die Tatsache, dass man sie überall findet, dass es praktisch kein Leben ohne Parasiten gibt, zeigt doch, dass sie sehr erfolgreich sind. Und die Biozönose – die Gemeinschaft der Lebewesen in einem Biotop – braucht Parasiten, um sich zu stabilisieren und sich weiterzuentwickeln. Insofern sind Parasiten eine der treibenden Kräfte für die Evolution.“

Parasiten gibt es überall – wie können wir mit ihnen zusammenleben?
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Kriebelmückenlarven in einem amerikanischen Bach. Foto: Public Domain

Headerfoto: Kriebelmücken sind eine erfolgreiche Insektenfamilie – seit Millionen von Jahren. Foto: Alfons Renz

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Nicht einmal die Sandbiene würde hier graben https://kinsecta.org/2021/11/30/nicht-einmal-die-sandbiene-wuerde-hier-graben/ https://kinsecta.org/2021/11/30/nicht-einmal-die-sandbiene-wuerde-hier-graben/#respond Tue, 30 Nov 2021 15:35:38 +0000 https://kinsecta.org/?p=3899 Einst hatte Stuttgart einen riesigen Schlosspark. Heute finden wir kurzgeschorenes Grün, viel Beton und dazwischen die staubige Stuttgart-21-Baustelle. Ob es in diesem Areal überhaupt noch Insekten gibt? Der Biologe und Käferspezialist Thomas Hörren nimmt uns mit auf einen Rundgang und zeigt uns, wo sie leben könnten: Insekten in der Großstadt.

Er half, das Insektensterben in Deutschland in die Schlagzeilen zu bringen: Als Mitautor der berühmten Krefelder Studie will Thomas Hörren mit einer kleinen Gruppe Neugieriger den Oberen Schlossgarten in der Stuttgarter City erkunden.

Dieser Teil des 600 Jahre alten Parks ist eingekeilt ist zwischen einer sechsspurigen Bundesstraße und der Einkaufsmeile. Thomas Hörren steuert auf den gusseisernen Brunnen zu, der umrundet ist von einer kleinen Baumgruppe hochgewachsener Platanen. Der junge Forscher ist überzeugt, dass wir hier Insekten finden werden: „Je länger ein Lebensraum existiert, desto artenreicher ist er auch.“ Einst stand hier die berühmte Karlsakademie, in der Schiller und andere studierten. Lediglich dieser Löwenbrunnen von 1811 wurde erhalten, und möglicherweise sind die Platanen genauso alt.

Einst groß und üppig – der Schlossgarten im Residenzviertel Stuttgart. Federzeichnung, 18. Jahrhundert. CC 0

Naturschutz mit der Kettensäge

Der Käferspezialist sucht einen der Stämme nach Höhlen ab. „Wenn der Baum eine Wunde hat, dann kommen zuallererst die Pilze und verdauen das Holz schon mal vor. Käfer, Wespen und Fliegen folgen später – aber nur, wenn das Holz von den Pilzen vorbereitet wurde.“ Viele Jahrzehnte kann es dauern, bis so eine insektentaugliche Höhle entsteht. Doch hier in den alten Platanen sind die Höhlenöffnungen zu groß: „Da pfeift der Wind rein und nass werden sie auch. Das sind schlechte Bedingungen. Am insektenreichsten sind die Höhlen, die innen groß sind, aber nach außen nur eine winzig kleine Öffnung haben. Da fühlen sich die Insekten wohl.“

Mittlerweile gibt es Naturschutzkonzepte, die solche Höhlungen künstlich schaffen. Naturschutz mit der Kettensäge heißt die Idee, bei der man künstliche Öffnungen in den Baum hineinzuschneiden versucht. Fünf Jahre dauert es, bis der Baum einen Rindenwulst um die große Öffnung wachsen lässt und die ersten Käfer kommen. „Die Methode funktioniert!“

Ob das Wurzelbiotop seine Wirkung auf Insekten im Schlosspark voll entfalten kann? Foto: Nicola Wettmarshausen, CC BY-NC-ND

Nährstoffe und Verdichtung

Wir gehen weiter in Richtung Landtag, vorbei an einer Grünfläche, die mich mit ihren kurzgeschorenen Halmen an einen Golfplatz erinnert. „Insektenfreundlich sind solche Rasenflächen nicht.“ Thomas Hörren hält sie sogar für lebensfeindlich: „Nicht einmal die bodenlebende Sandbiene würde hier graben, dazu ist der Rasen viel zu dicht und der Boden zu verdichtet.“ Und dann gibt noch einen weiteren Faktor: Stickstoff.

„Parkanlagen haben ja eine interessante Eigenschaft: die Leute gehen hier gerne mit ihren Hunden spazieren. So gibt es Tag für Tag – und das summiert sich – eine totale Nährstoffüberfrachtung mit Hundekot. Man sorgt damit gleichzeitig auch für eine Homogenisierung der Flächen, weil hier überhaupt nur nährstoffliebende Pflanzenarten wachsen können. Das heißt, der Boden hier ist auch wegen der Menge an Stickstoffverbindungen völlig lebensfeindlich für Insekten.“  

Welche Orte aber wären denn ideale Platz für Insekten in der Stadt? „Es sollte ein Ort ohne Hunde und ihre Nährstoffe sein“ sagt er. Mit weniger Menschen, dafür mit alten Bäumen und Büschen. Ein Ort mit Licht und Schatten. Und ja – diese Orte gibt es durchaus in einer Großstadt: Es sind Friedhöfe. Friedhöfe sind häufig die artenreichsten Orte für Insekten. „Ich laufe gerne nachts allein mit der Stirnlampe über den Friedhof. Auf der Suche nach seltenen Nachtfaltern“ sagt Hörren mit einem leichten Grinsen, wissend, dass man als Käferforscher auch das traditionell leicht verschrobene Image seiner Zunft pflegen muss.

Nicht nur Blüten

Als wir weitergehen, schauen wir uns das Areal rund um die Rasenfläche noch einmal genauer an. Am Weg gibt es durchaus ein Nahrungsangebot mit Blüten, doch das allein reicht nicht aus. Wenn jetzt noch ein großer Sandhaufen dazukäme und daneben ein Gewässer mit Lehmboden, dann fänden bodenbrütende Arten Nahrung und hätten daneben auch Orte, wo sie Eier legen können.

Für eine insektenfreundliche Wiese bräuchte man hier eine Kombination aus Futter, Übernachtungsmöglichkeit und einem Brutplatz, schlägt der Biologe vor. „Die Fliege hier – die Wiese ist eigentlich nicht ihr Lebensraum. Sie braucht einen Ort als Larve und später einen, wo sie Nahrung finden kann. Das sind immer zwei unterschiedliche Lebensbereiche. Alle Insekten, die sich verpuppen können, brauchen das.“ Mit diesen Angeboten könnte man den Park aufwerten – die Kerbtiere würden es uns danken.

Kandiert oder als Suppe

Wir bleiben an einer Rosenhecke stehen, die den Weg von der dahinterliegenden Rasenfläche abgrenzt. Ist das überhaupt eine Hecke, oder eher ein Busch? „Wo sind hier die meisten Insekten?“ fragt der Biologe und reißt mich aus meiner Grübelei. Auf den Blüten – denke ich mir und warte ab, was die anderen sagen. Thomas Hörren zeigt auf die dünnen Zweige, die vermutlich durch vorbeistreifende Hunde oder Menschen arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. „Hier, hier an den Randbereichen, wo schon mal jemand draufgetreten ist, da sind immer am meisten Insekten drauf. Denn alle Insekten, die an Pflanzen gehen, sind Schwächeparasiten. Sie kommen, weil diese beschädigten Pflanzen sich am wenigsten wehren können.“

Klar, denke ich – nicht alle Insekten stehen auf Blüten! Manche trinken lieber Pflanzensaft, so wie  Blattläuse. Und während ich weiter darüber nachdenke, ist der Biologe schon weiter – es geht um das Kernthema Insektenschwund, hier im Park und allgemein. „Nehmen wir die Maikäfer. Sie brauchen drei bis fünf Jahre, bis sie als fertiger Käfer entwickelt sind. Die älteren von Euch kennen das noch, dass es früher mehr Maikäfer gab. Und vor 100 Jahren war es so, dass Maikäfer sogar gegessen wurden. Es gab Maikäfersuppe. Oder kandierten Maikäfer. Weil es so viele von ihnen gab und man gar nicht wusste, was man mit ihnen machen sollte.“

Durch die Agrarwende änderte sich das: die Bauern fingen an, im großen Stil zu pflügen. Und das sorgte dafür, dass Feldmaikäfer sich über diese länger Zeitspanne drei bis fünf Jahren nicht mehr im Boden entwickeln konnten, ohne gestört zu werden. „Und dann kam noch DDT dazu“ erzählt uns Thomas Hörren.

Und hier im Park? Maikäfer wird man hier vergeblich suchen, schätzt der Biologe. „So eine dichte Wiese wie da hinten, da hat es ein Maikäfer total schwer, überhaupt in den Boden reinzukommen. Die Pflanzen schützen sich gegenseitig. Und die Böden sind hier auch nicht geeignet, weil die leider so verdichtet und komplett mit Stickstoff überfrachtet sind.“ Was man hier im Park aber sehen könnte, wären Junikäfer. „Die schwirren einem gerne mal um den Kopf und in die Haare hinein. Weil sie hohe Punkte anfliegen, eigentlich Baumwipfel und so. Also die sind noch relativ häufig.“

Wächterin mit Stöpselkopf

Auf unserer Tour haben wir den Eckensee umrundet, über Speck- und Rindenkäfer gesprochen und  kommen dann zu einer Insektenfamilie, die man normalerweise nahezu überall finden kann – Ameisen. 600 Arten soll es in Europa gegen, in städtischen Lebensräumen finden sich allerdings nur noch zwei bis drei.

Und dann erzählt uns Thomas Hörren von einer besonderen Spezies, die auch hier in den alten Platanen leben könnte: Die Stöpselkopf-Ameise. „Die wohnen in einer größeren Höhle im Stamm, die nur zwei bis drei winzige Öffnungen hat. Im Laufe der Evolution hat sich der Kopf der Tiere so verformt, dass er genau in den Höhleneingang passt. Und da sitzt dann eine Wächterin und verschließt mit ihrem Kopf den Eingang zum Nest – ich finde das genial.“

Insekten in der Großstadt – welche Arten findest Du bei Dir?
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Mit Thomas Hörren im Oberen Schlosspark. Foto: Nicola Wettmarshausen, CC BY-NC-ND

Headerfoto: Julia Ochs, StadtPalais Stuttgart

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Insekten-Monitoring in der Schule https://kinsecta.org/2021/10/22/insekten-monitoring-in-der-schule/ https://kinsecta.org/2021/10/22/insekten-monitoring-in-der-schule/#respond Fri, 22 Oct 2021 04:38:00 +0000 https://kinsecta.org/?p=3710 Ob unser Insekten-Monitoring-Ansatz auch als Lernstoff für die Schule taugen kann? Dies haben wir vor kurzem zum ersten Mal mit einer kleinen Gruppe von Lehrenden am Umweltbildungszentrum Listhof getestet.

Denn mithilfe unseres interdisziplinären Forschungsprojekts können Menschen nicht nur einiges über Insekten lernen (Artenkenntnis, Verhalten, Lebensweise), sondern ebenso unsere eingesetzte Sensorik (Kamera, Wingbeat) testen und ausprobieren, wie gesammelte Daten mithilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet werden können.

Um das Themenfeld erlebbar zu machen, hatte Alexandra Stadel einen Workshop mit drei Mitmach-Stationen geplant. Lehrende aus den Fachbereichen Informatik, Physik und Biologie konnten unseren Prototyp praktisch ausprobieren und überlegen, wie sie das Thema Insektenerkennung mit KI im schulischen und außerschulischen Lernkontext praktisch umsetzen können.

Einfache Skizzen werden durch die KI ausgewertet und klassifiziert. Dabei wird gleichzeitig deutlich, woran die KI sich bei ihrer Klassifizierung orientiert.

Station 1: Künstliche Intelligenz

Mit einem an der Berliner Hochschule für Technik geschriebenen Computerprogramm können wir der KI sozusagen über die Schulter schauen: Noch ist sie für vier Fahrzeugtypen konzipiert, aktuell wollen wir sie auf die Unterscheidung von Insekten umprogrammieren. Dazu haben wir am Listhof und in Berlin bereits viele Insektenzeichnungen gesammelt, die jetzt auf das KI-Training warten.

Dabei ordnet die Software das Gezeichnete einem der vier Fahrzeugtypen zu: LKW, Fahrrad, Roller, PKW. Schon ein einfaches Rechteck wird als LKW klassifiziert, aber sobald Räder dazukommen und jeweils eine seitliche Box, wird das gezeichnete Objekt als PKW erkannt.

Heatmaps zeigen, worauf die KI gerade „guckt“, also an welchen Strukturen sie sich orientiert. Frank Haußer erläuterte das spannende Live-Experiment, das zum Spielen mit Merkmalen und Formen einlädt und helfen kann, künstliche Intelligenz auch für Lernende erlebbar zu machen. 

Einsatzmöglichkeit in der Schule:

Die Anwendung kann in allen Jahrgangsstufen (Klasse 5-13) eingesetzt werden.

Links unten: Jonathan Pfitsch an der Teststation mit Schmetterlingszuchtkäfig und Wingbeat-Sensor; rechts unten: Multisensor-Steuerungssoftware

Station 2: Sensorik – Wingbeats-Messung

Mit diesem Aufbau konnten die Lehrenden die einzelnen Arbeitsschritte für die Aufnahme von  KI-Trainingsdaten praktisch nachvollziehen und selbst ausprobieren: Mit im Krabbeltierhaus selbstgezüchteten Tagfaltern, einer Insekten-Holzbox mit aufgesetztem Wingbeat-Sensor und einer von Martin Tschaikner an der BHT weiterentwickelten Steuerungssoftware (Multisensor-Bokeh-App, siehe Gitlab) gingen wir an den Start.

Zusätzlich fingen wir Insekten aus der Umgebung – die es ja am Listhof reichlich gibt – mit dem Kescher ein und brachten sie dazu, sich im Holzkasten auszuruhen, bevor sie wieder ins Freie flogen und uns dabei wertvolle Informationen über die Frequenz ihres Flügelschlags hinterließen.

Einsatzmöglichkeit in der Schule:

Die Station bietet ein fächerübergreifendes Lernfeld (Biologie, Informatik und Physik) und könnte daher in NWT, AGs oder fächerübergreifenden Projekten eingesetzt werden. Ein Biologielehrer schlug vor, Insekten einerseits klassisch zu bestimmen, andererseits per Wingbeat und KI erkennen zu lassen und die Ergebnisse anschließend im Unterricht miteinander zu vergleichen.

Teststand mit Pi-Kamera: links: Kameraaufbau für eine Lichtschrankengesteuerte Bildaufnahme einem RaspberryPi; rechts: Steuerungselement für die Lichtschranke. Konzeption und technische Realisierung: Martin Tschaikner und Danja Brandt

Station 3: Sensorik – Optik

Momentan wollen wir Insekten mit mehreren Kameras fotografieren. Doch krabbelnde Insekten per Kamera aufzunehmen mit dem Ziel, die Fotos anschließend per KI auszuwerten, ist eine echte Herausforderung. Bei Kameras mit Rolling Shutter (RaspberryPi-Kameras) werden schnell bewegte Objekte verzerrt dargestellt, weil die Bilddaten zeilenweise ausgelesen werden.

Im Insektentunnel verwenden wir deshalb LEDs, die sehr kurze Lichtblitze synchronisiert aussenden. Eine weitere Herausforderung ist die homogene Ausleuchtung ohne Schatten, die eine diffuse Beleuchtung notwendig macht.

Einsatzmöglichkeit in der Schule:

Die Station eignet sich sehr gut für den Physikunterricht, da optische Phänomene anhand eines konkreten Problems aus der Forschung (Insektenerkennung) praktisch erfahrbar gemacht und im Unterricht oder im Rahmen einer AG ausprobiert werden können.

Wie kann Insektenerkennung als Thema in der Schule funktionieren?

Darüber haben wir anschließend gemeinsam diskutiert. Ein Informatiklehrer vermutet, dass sich die Themen nur schwer in den normalen Informatik-Unterricht integrieren lassen.  Er könnte sich projektbezogene Programmieraufgaben vielmehr innerhalb einer AG vorstellen. Da es an seiner Schule auch eine Streuobst-AG gibt, wäre hier ein Gemeinschaftsprojekt denkbar.

Auch für außerschulische Lernorte wie Schülerforschungszentren wäre die automatisierte Insektenerkennung als interdisziplinäres Forschungs- und Programmier-Projekt für Jugendliche interessant.

Da wir das Wingbeat-Modul derzeit mit sehr kleinen Bauteilen realisieren (SMD), die sich fürs händische Löten nicht so gut eignen, wäre die Umsetzung mit einem Breadboard und Steckverbindungen denkbar. Damit wäre das Thema durchaus Lernstoff schon für die Klassenstufen 9 und 10 im Physikunterricht, in NWT oder im Rahmen einer Technik-AG.

Die Lehrenden waren begeistert von der Möglichkeit, hier Forschung praktisch ausprobieren zu können und entwickelten sogleich Ideen, wie sich das Thema in ihrer Schule umsetzen lässt. Dabei waren sich alle einig, dass sie die Hardware zunächst selbst zusammenbauen und die Software testen möchten, um sie dann später im Unterricht passend einsetzen zu können.

Insekten-Monitoring auch an deiner Schule?

Wenn du mit Lernenden arbeitest, jetzt neugierig geworden bist und das Thema Insektenerkennung mit KI auch in deinem Unterricht einsetzen möchtest, schreib uns gerne eine Mail oder tausche dich mit uns und anderen Lehrenden in unserem Forum aus.

Die Bauanleitungen und Materiallisten werden wir demnächst bei Gitlab veröffentlichen. Wir empfehlen dir, unseren Newsletter oder unseren Blog per RSS zu abonnieren, damit du über die neuesten KInsecta-Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben kannst.


Headerbild und Fotos: Nicola Wettmarshausen, CC-BY-NC-ND

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Willkommen im KInsecta-Blog! https://kinsecta.org/2021/10/14/willkommen-im-kinsecta-blog/ https://kinsecta.org/2021/10/14/willkommen-im-kinsecta-blog/#respond Thu, 14 Oct 2021 14:11:26 +0000 https://kinsecta.org/?p=3619 Hier findet ihr regelmäßig neue Inhalte zu allen Themen unseres KInsecta-Forschungsprojekts. Denn KInsecta ist interdisziplinär angelegt und thematisch sehr vielfältig.

Darum geht es hier im Blog zu einen um technische Themen wie Sensorik und Hardware, das Sammeln von Insektendaten, um die optimale KI-Anwendung für unser Insektenmonitoring, um LoRaWAN und effiziente Energieversorgung der Geräte im Freiland.

Zum anderen geht es um Citizen Science (Bürgerforschung), um unsere Bildungsangebote zur Insekten- und Umweltbildung und natürlich auch um das große Thema Insektendiversität (Beiträge über Verhalten, Lebensweise und Vorkommen von Insekten in Deutschland).

Einige Begriffe beschreiben wir in unserem Wiki. Noch steht dort nicht viel, wir wollen es peu à peu erweitern. Hast du eine Idee oder findest du im Netz noch wenig zu einem der KInsecta-Themenbereiche? Dann schreib uns gerne eine Mail an info@kinsecta.org.

Viel Spaß beim Lesen und herzlichen Einladung zum Einmischen, Mitmachen, Kommentieren!

Willkommen im Blog!

Redaktion: Nicola Wettmarshausen


Fotos: Nicola Wettmarshausen, CC-BY-NC-ND

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